Relevanz des Themas
Die anonyme Bewerbung als Mittel gegen bewusste oder unbewusste Diskriminierung bei Personalentscheidungen stößt auf wachsendes mediales und wissenschaftliches Interesse. Feldversuche in verschiedenen europäischen Ländern (darunter Frankreich, Deutschland, die Niederlande und Schweden) haben gezeigt, inwieweit sich Einstellungshürden für Minderheiten und andere benachteiligte Arbeitsmarktgruppen mit dieser Methode abbauen lassen. Zwar sind die Erkenntnisse insgesamt durchaus ermutigend, doch ein Allheilmittel stellen anonyme Bewerbungen nicht dar.
Wichtige Resultate
Pro
Anonyme Bewerbungen können Diskriminierung in der ersten Bewerbungsphase verhindern.
Für Angehörige von Minderheiten erhöhen sich potenziell die Bewerbungschancen.
Arbeitgeber signalisieren mit anonymen Verfahren, dass für sie nur die Qualifikation zählt.
Standardisierte Bewerbungsformulare erlauben eine praktikable Umsetzung.
Die Vergleichbarkeit der Bewerber nimmt durch Anonymisierung tendenziell zu.
Contra
Eindeutig positive Effekte treten nur dann auf, wenn zuvor diskriminiert wurde.
Diskriminierung kann auch weiterhin in einem späteren Bewerbungsschritt erfolgen.
Bei größeren strukturellen Unterschieden zwischen Bewerbergruppen können anonyme Bewerbungen ihr Potenzial nicht entfalten.
Bei suboptimaler Umsetzung können anonyme Verfahren teuer, zeitaufwändig und fehleranfällig sein.
Kontextabhängige Bewerberinformationen können fehlinterpretiert werden.