Der Arbeitsmarkt in Finnland, 2000-2016

Fast ein Jahrzehnt der Stagnation hat in einer alternden Gesellschaft erhebliche Arbeitslosigkeit hinterlassen

VATT Institute for Economic Research, Finland, and IZA, Germany

VATT Institute for Economic Research, Finland

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Relevanz des Themas

Im internationalen Vergleich altert die finnische Gesellschaft besonders schnell. Die schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter verteilt die Last steigender Renten- und Gesundheitsausgaben auf eine kleiner werdende Gruppe von Arbeitnehmern, und der Spielraum für mehr Wirtschaftswachstum durch erhöhten Einsatz von Arbeitskräften schwindet. Die finanzielle Tragfähigkeit des Sozialstaates setzt eine hohe Beschäftigungsquote der Erwerbsfähigen voraus. Jüngste Beschäftigungszuwächse bei Älteren tragen zur fiskalischen Entlastung bei, doch die hohe Gesamt- und Langzeitarbeitslosigkeit bereiten erhebliche Probleme.

Gesamtarbeitslosigkeit und reale
                        Durchschnittseinkommen

Wichtige Resultate

Pro

Erwerbsbeteiligung und Beschäftigungsquoten Älterer sind erheblich gestiegen.

Die Arbeitslosigkeit ist infolge der Großen Rezession relativ hoch, hat jedoch nicht das dramatischere Niveau der Krisenzeiten in den 1990er Jahren erreicht.

Das geschlechtsspezifische Lohngefälle hat sich verringert – teils geht dies allerdings auf Arbeitsplatzverluste von Männern in den Rezessionsjahren zurück.

Die Lohnungleichheit hat sich nicht verändert und ist im Vergleich zu den meisten anderen fortgeschrittenen Ländern eher gering ausgeprägt.

Contra

Die Beschäftigungsquote der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist im Vergleich zu anderen nordischen Ländern gering.

Langzeitarbeitslosigkeit, Unterbeschäftigung und versteckte Arbeitslosigkeit haben in den letzten Jahren zugenommen.

Das BIP liegt immer noch unter dem Niveau von 2008; die Realeinkommen sind seit 2010 nicht gewachsen.

Einige Indikatoren weisen auf eine wachsende Diskrepanz zwischen den Fähigkeiten, die für neue Jobs benötigt werden, und den Fähigkeiten von Arbeitsuchenden hin.

Kernbotschaft des Autors

Im Jahr 2016 kehrte die finnische Wirtschaft nach langer Stagnation endlich auf einen Wachstumspfad zurück. Die Beschäftigungsquote wird das von der Regierung für 2019 ausgegebene Ziel von 72 Prozent jedoch verfehlen, und das Erbe der Großen Rezession wiegt schwer: Die Arbeitslosigkeit liegt bei hohen 9 Prozent – viele Arbeitsuchende sind seit über einem Jahr arbeitslos. Strukturelle Ursachen dürften eine große Rolle spielen. Mehrere Reformen zur Steigerung der Beschäftigung wurden bereits umgesetzt, doch weitere Schritte wie die Förderung längerer Erwerbsbiografien, flexiblere Arbeitsregelungen und Lohngestaltungen oder auch eine aktive Zuwanderungspolitik dürften erforderlich werden.

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