Ist das bedingungslose Grundeinkommen eine tragfähige sozialpolitische Option?

Bei Bildung und Gesundheit leisten viele Staaten aus gutem Grund eine kostenlose Grundversorgung – warum nicht auch beim Einkommen?

University of Turin, Italy, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Automatisierung und Globalisierung haben enorme Produktivitätssteigerungen ermöglicht, aber auch die Zerstörung von Arbeitsplätzen beschleunigt, systemische Risiken geschaffen und die Einkommensungleichheit verschärft. Das sozialpolitische Standardrepertoire scheint ungeeignet, um die Automatisierungs- und Globalisierungsgewinne angemessen zu verteilen, wirtschaftliche Schocks wirksam abzufedern und den Strukturwandel bei Arbeitsplätzen und Qualifikationen voranzutreiben. Unter bestimmten Voraussetzungen ließen sich diese Ziele mit einem bedingungslosen Grundeinkommen besser erreichen. Dieses wäre simpel, transparent und mit geringem Verwaltungsaufwand verbunden, jedoch nur über Steuererhöhungen zu finanzieren.

Produktivität, Löhne und Spitzeneinkommen in den
            USA, 1979-2007

Wichtige Resultate

Pro

Ein bedingungsloses Grundeinkommen verteilt die Automatisierungs- und Globalisierungsgewinne um.

Da es einkommensunabhängig ist, entsteht keine „Armutsfalle“.

Das System ist einfach, transparent und mit geringen Verwaltungskosten verbunden.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen schützt gegen makroökonomische Schocks und systemische Risiken der Automatisierung und Globalisierung.

Einige experimentelle Studien deuten darauf hin, dass sich das bedingungslose Grundeinkommen positiv auf Arbeitsangebots-, Bildungs- und Berufsentscheidungen auswirken könnte.

Contra

Die Umsetzung eines bedingungslosen Grundeinkommens wäre teuer und würde daher Steuererhöhungen erfordern.

Mikrosimulationsstudien deuten darauf hin, dass sich das Arbeitsangebot verringern könnte, wenn Einkommen auch ohne Anstrengung erzielt und Arbeit zudem höher besteuert würde.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen könnte Arbeitsmoral, Motivation und Autonomie untergraben.

Das Einkommen würde auch denen zuteil, die es nicht „verdient“ haben.

Kernbotschaft des Autors

Wirtschaftstheoretische und empirische Erkenntnisse legen nahe, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen unter bestimmten Voraussetzungen ein sinnvolles und innovatives Instrument sein könnte, um Automatisierungs- und Globalisierungsgewinne umzuverteilen, ökonomische Schocks und systemische Risiken abzufedern sowie zusätzliche Arbeitsanreize in den armen Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Das Modell wäre einfach, transparent und mit geringem Verwaltungsaufwand verbunden, ließe sich jedoch nur über Steuererhöhungen finanzieren. Mögliche Effizienzverluste könnten durch eine kluge Ausgestaltung des Steuersystems minimiert werden.

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