Wie lässt sich ökonomische Diskriminierung messen?

Das Instrument des Dekompositionsverfahrens hilft, Ursachen und Ausmaß wirtschaftlicher Benachteiligung zu identifizieren

Insper, Brazil, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Ein auffälliges Lohngefälle zwischen Männern und Frauen, Angehörigen unterschiedlicher Ethnien oder anderen Arbeitsmarktgruppen zieht unweigerlich die Frage nach sich, inwiefern Diskriminierung seine Ursache bildet. Dekompositionsverfahren unterstützen die Wissenschaft dabei, eine differenzierte Antwort zu geben, ob es sich bei solchen Unterschieden um Kompositionseffekte handelt (abweichende Verteilung beobachtbarer Variablen wie etwa Bildung), oder ob Struktureffekte vorliegen (abweichende Resultate beobachtbarer und nicht beobachtbarer Variablen). Häufig deutet ein signifikanter Struktureffekt wie unterschiedliche Bildungsrenditen auf Diskriminierung hin.

Lohngefälle zwischen den Geschlechtern:
                        Struktur- und Kompositionseffekte

Wichtige Resultate

Pro

Mit der Dekompositionsmethode lassen sich potenzielle Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt analysieren.

Dekompositionsverfahren weisen auf Faktoren hin, die für die Erklärung von Lohnunterschieden wichtig sind, wie etwa Unterschiede in der Bildungsteilhabe zwischen Gruppen.

Die Dekompositionsmethode liefert der Politik Ansätze zur Reduzierung von Ungleichheit.

Dekompositionsverfahren lassen sich leicht implementieren und sind in gängiger Statistik-Software enthalten.

Contra

Dekompositionsverfahren basieren auf nicht testbaren Grundannahmen.

Die Ergebnisse von Dekompositionsverfahren hängen von der Auswahl der Referenzgruppen ab; dies erschwert die exakte Bestimmung von Kompositions- und Struktureffekten.

Eine verallgemeinernde kausale Interpretation lässt die Dekompositionsmethode aufgrund der nicht veränderbaren Gruppenidentität eines Individuums nicht zu.

Die Dekompositionsresultate verhalten sich sensitiv zu Wahl der ausgelassenen kategorialen Variable.

Kernbotschaft des Autors

Dekompositionsverfahren liefern wichtige Einsichten in Aspekte der Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, indem sie Lohnunterschiede in Kompositions- und Struktureffekte zerlegt. Mit Unterstützung dieser Methodik ist die Politik eher in der Lage Maßnahmen zu konzipieren, die auf die Verringerung von Ungleichheit zwischen bestimmten Gruppen zielen. Deutliche Struktureffekte legen eine aktive Arbeitsmarktpolitik nahe, während starke Kompositionseffekte primär Korrekturen etwa auf dem Gebiet der Bildungspolitik plausibel machen. Allerdings bedarf die Interpretation von Struktureffekten als Beleg für Diskriminierung großer Sorgfalt und lässt sich nicht verallgemeinern.

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