Relevanz des Themas
Menschen, die den gleichen Lebensstandard wie ihr soziales Umfeld nicht erreichen oder aufrechterhalten können, empfinden oft eine relative Benachteiligung, die ihre Lebenszufriedenheit herabsetzt. Ungeachtet eines starken Rückgangs von Armut insgesamt kann diese relative Deprivation Ausdruck einer sich verschärfenden relativen Armut sein. Sie erklärt auch, warum die durchschnittliche Lebenszufriedenheit trotz Einkommenssteigerungen häufig stagniert. Höhere Steuern auf statusorientierten Konsum, Vermeidung von Konsumübertreibung sowie eine gezielte Umverteilungspolitik können die Negativfolgen relativer Deprivation für das Wohlergehen verringern.
Wichtige Resultate
Pro
Die negative Auswirkung relativer Deprivation auf objektive und subjektive Dimensionen des Wohlbefindens ist empirisch belegt.
Relative Deprivation bietet eine plausible Erklärung für das Paradox, dass die durchschnittliche Lebenszufriedenheit selbst bei deutlichen Einkommenssteigerungen konstant bleibt oder gar sinkt.
Psychologische Angebote und Umverteilung können dem Gefühl relativer Benachteiligung entgegenwirken.
Modifizierte Verbrauchssteuern und soziale Normen können Konsumausgaben aus Statusstreben verringern und so das Wohlergehen fördern.
Relative Deprivation spiegelt relative Armut wider und ergänzt andere Messgrößen von Ungleichheit.
Contra
Psychologische Angebote, Aktivitäten der Sozialgemeinschaft und Umverteilungsmaßnahmen können den niedrigen Status einer Person offenlegen und die relative Deprivation noch verstärken.
Studien zur relativen Deprivation ziehen Vergleiche zur Vergangenheit einer Person oder zu wohlhabenderen Gruppen heran, ohne die Bedeutung dieser Bezugsgrößen formal zu prüfen.
Die wahre Referenzgruppe ist nur selten bekannt, so dass die Messung relativer Deprivation verzerrt wird.
Studienergebnisse sind nur selten vergleichbar und lassen sich nicht auf größere Bevölkerungsgruppen übertragen.