Mehrfachbeschäftigung: Karrierepfad oder Sackgasse?

Die Ausübung mehrerer Jobs folgt meist ökonomischen Zwängen, kann aber auch neue Kompetenzen und Aufstiegschancen vermitteln

Cedefop, and University of Aberdeen, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Die Mehrfachbeschäftigung macht in den meisten Volkswirtschaften einen großen Teil der atypischen Beschäftigung aus. Im Zuge der Digitalisierung entstehende neue Arbeitsformen könnten diese Entwicklung noch verstärken. Fälschlicherweise wird oft angenommen, dass Mehrfachbeschäftigung in Krisenzeiten stark zunehme und Mehrfachbeschäftigte durchweg Geringqualifizierte seien, die aufgrund finanzieller Not Nebentätigkeiten ausüben müssten. Forschungsergebnisse belegen jedoch positive Wechselwirkungen zwischen Mehrfachbeschäftigung und Jobmobilität, Kompetenzerwerb und Unternehmertum.

Mehrfachbeschäftigung begünstigt die
						Aufwärtsmobilität auf dem Arbeitsmarkt

Wichtige Resultate

Pro

Durch Mehrfachbeschäftigung kann insbesondere dann ein höheres Nettoeinkommen und finanzielle Sicherheit erzielt werden, wenn Arbeitszeit oder Lohn in der Haupttätigkeit limitiert sind.

Das durch eine weitere Beschäftigung vermittelte zusätzliche Aufgabenspektrum kann Motivation und Arbeitszufriedenheit aufwerten.

Eine Zusatzbeschäftigung kann die Bildung ergänzender beruflicher Fähigkeiten stimulieren.

Mehrfachbeschäftigung wirkt sich günstig auf die künftige Jobmobilität und die Karrierechancen aus.

Mehrfachbeschäftigung kann die Bereitschaft zur Existenzgründung stärken und zu neuen Tätigkeiten führen, die den eigenen Fähigkeiten besser entsprechen.

Contra

Die Vereinbarung von Arbeit und Privatleben fällt bei Mehrfachbeschäftigung schwerer und kann zu mehr Fehlzeiten führen.

Mehrfachbeschäftigung kann Interessenskonflikte bei Jobinhabern hervorrufen und zu Ressourcenmissbrauch am Arbeitsplatz verleiten.

Konfligierende Sozialversicherungsansprüche können auftreten, wenn Mehrfachbeschäftigte bei einzelnen Arbeitgebern nicht voll versichert sind.

Mehrfachbeschäftigung zieht ein größeres Risiko von Unfällen im Job und außerhalb des Arbeitsplatzes nach sich.

Mehrfachbeschäftigung kann Schattenwirtschaft und Steuervermeidung begünstigen.

Kernbotschaft des Autors

Mehrfachbeschäftigung kann eine lebensstandardsichernde oder -verbessernde Wirkung entfalten, wenn der Hauptjob keine Reserven hinsichtlich Arbeitszeit und Einkommenssteigerung bietet. Auf diese Weise erworbene Zusatzqualifikationen können zu mehr beruflicher Mobilität oder auch zu einer Unternehmensgründung führen. Zugleich kann Mehrfachbeschäftigung aber auch physische oder mentale Belastungen vergrößern. Politikmaßnahmen sollten vor allem darauf zielen, schwächere Mehrfachbeschäftigte vor prekären oder informellen Arbeitsbedingungen zu schützen und allgemein Jobmobilität und Unternehmertum zu fördern.

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