Unternehmensgröße und Konjunkturzyklus

Bauen kleine oder große Firmen in Rezessionen proportional mehr Jobs ab?

Inter-American Development Bank, USA

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Relevanz des Themas

Um Beschäftigungsschwankungen in Wirtschaftskrisen effektiv entgegenwirken zu können, ist wichtig zu wissen, wie sich Konjunkturzyklen auf den Auf- und Abbau der Beschäftigung je nach Betriebsgröße auswirken. Neuere Studien zeigen, dass Großunternehmen in Industriestaaten empfindlicher als kleine Betriebe auf Zyklen reagieren. Dies gilt jedoch nur, wenn kleinere Unternehmen nicht von Kreditrestriktionen betroffen sind. Auch in Entwicklungsländern lässt sich dieser Zusammenhang bislang nicht bestätigen – hier sind kleinere Firmen häufig eher zu Beschäftigungsanpassungen gezwungen, weil sie unter besonderen Kreditschwierigkeiten leiden.

Beschäftigungsentwicklung im
                        Konjunkturzyklus (Brasilien 2000–2013)

Wichtige Resultate

Pro

In den Industriestaaten scheint die Beschäftigungsentwicklung in großen Unternehmen stärker vom Konjunkturverlauf abhängig zu sein.

Engpässe beim Kreditzugang haben stärkere Auswirkungen auf kleine Unternehmen und wirken sich unmittelbar auf den Umfang von zyklischen Beschäftigungsschwankungen aus.

Analysen auf Basis verknüpfter Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Mikrodaten ermitteln einen deutlichen Zusammenhang von Unternehmensgröße und Konjunkturabhängigkeit in Entwicklungsländern.

In Entwicklungsländern reagiert die Beschäftigung in kleineren Unternehmen offenbar empfindlicher auf wirtschaftliche Schwankungen.

Contra

In der Fachliteratur besteht kein Konsens hinsichtlich der Konjunktursensitivität je nach Betriebsgröße.

Untersuchungen zu den Produktivitätseffekten fehlen bislang.

Empirische Analysen für Entwicklungs- und Schwellenländer basieren auf Daten zum formellen Sektor in Brasilien, vernachlässigen aber den für die Bewertung von Beschäftigungsfluktuationen wichtigen Aspekt des Firmenalters.

Studien zu Entwicklungsländern erfassen bislang keine sektoralen und regionalen Besonderheiten der Beschäftigungsschwankungen; zuverlässigere Resultate setzen weitere Forschungsarbeiten voraus.

Kernbotschaft des Autors

Forschungsergebnisse zum Zusammenhang von konjunkturell bedingten Beschäftigungsschwankungen und Firmengröße beschränken sich bislang meist auf die Konstellation in Industriestaaten. Hier finden sich empirische Belege, dass größere Betriebe bei gutem Konjunkturverlauf proportional mehr Mitarbeiter als Kleinbetriebe einstellen, in Rezessionsphasen aber auch mehr Beschäftigte entlassen. Allerdings zeigen neuere Studien, dass vor allem das (geringe) Firmenalter und Kreditzugangsbeschränkungen zu einer höheren Konjunkturabhängigkeit der Beschäftigung in Kleinunternehmen führen können, insbesondere in Entwicklungsländern. Weitere Forschungsarbeiten sind notwendig, um die Politik bei der Konzeption von entsprechenden Maßnahmen gegen Beschäftigungsschwankungen zu unterstützen.

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