Relevanz des Themas
Wie das Arbeitsangebot auf Änderungen der Entlohnung reagiert, ist eine der zentralen Fragen der Wirtschaftspolitik, denn Schwankungen im Arbeitsangebot wirken sich unmittelbar auf den Umfang der Beschäftigung und die Effizienz(-verluste) der progressiven Einkommensbesteuerung aus. Darüber hinaus hat die Reaktionsfähigkeit des Arbeitsangebots auch Folgen für die Wirkungen von Politikmaßnahmen wie etwa fiskalischen Reaktionen auf Konjunkturzyklen und staatlichen Transferprogrammen. Studien zum Arbeitsangebot selbstständiger Auftragnehmer verschaffen hier neue Einsichten.
Wichtige Resultate
Pro
Studien über das Arbeitsangebot von selbstständigen Auftragnehmern bieten Vorteile gegenüber Analysen traditioneller Arbeitsmärkte, da tägliche Einkommensschwankungen auftreten und sie selbst über ihren Arbeitsumfang entscheiden.
Entsprechende Studien bestätigen eine wichtige theoretische Annahme: Beschäftigte, die flexibel über ihr Arbeitsvolumen entscheiden können, leisten bei Aussicht auf höhere Entlohnung mehr Arbeit.
Einzelne Studien deuten zwar auf „Irrationalität“ von Arbeitnehmern hin, überwiegend zeigt die Forschung aber, dass solches Verhalten bei Arbeitsangebotsentscheidungen nur eine geringe Rolle spielt.
Contra
Schätzungen der Reaktion des Arbeitsangebots auf geringe, vorübergehende Schwankungen der Entlohnung in traditionellen Arbeitsmärkten können fehlerhaft sein und zu niedrig ausfallen.
Eine korrekte Einschätzung der Reaktion des Arbeitsangebots setzt voraus, dass auf Einkommensänderungen zurückgehende Arbeitsangebotsanpassungen eindeutig identifiziert werden können und mögliche Messfehler nicht vermeintlich negative Korrelationen zur Folge haben.
Steigt der Lohn mit der Arbeitserfahrung, führt der einfache Abgleich von Lohnveränderung und Arbeitszeit zur Unterschätzung der Reaktion des Arbeitsangebots auf Lohnschwankungen.