Der Arbeitsmarkt in Österreich, 2000-2016

Noch vor 15 Jahren galt Österreich als das „bessere Deutschland“, doch inzwischen hält es nicht mehr Schritt

Johannes Kepler University Linz, Austria, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Aus ökonomischer Sicht ist ein typisches Merkmal Österreichs das Modell der Sozialpartnerschaft mit seinem System institutionalisierter Tarifverhandlungen zu Löhnen und Arbeitsbedingungen. Das Pro-Kopf-BIP ist in Österreich relativ hoch, während die Arbeitslosigkeit zwar im internationalen Vergleich niedrig ist, jedoch seit der Finanzkrise nicht mehr sinkt. Der Arbeitsmarkt ist zudem durch einen wachsenden Anteil meist geringqualifizierter ausländischer Arbeitskräfte geprägt. Hohe Grenzsteuersätze auf das Arbeitseinkommen erschweren den Ausstieg aus dem Leistungsbezug.

Anstieg offener Stellen seit 2016

Wichtige Resultate

Pro

Österreich verfügt über ein hohes Pro-Kopf-Einkommen.

Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zu anderen Industrienationen relativ niedrig; die Erwerbsbeteiligung ist seit 2004 gestiegen.

Lohnersatzleistungen bei Kurzarbeit haben dazu beigetragen, die Folgen der Finanzkrise abzufedern.

Österreichs duales Ausbildungssystem sorgt für eine hohe Erwerbsbeteiligung von Jugendlichen.

Das geschlechtsspezifische Lohngefälle ist in Österreich relativ gering und hat im letzten Jahrzehnt weiter abgenommen.

Contra

Die Arbeitslosenquote in Österreich steigt derzeit.

Die hohe Gesamtbelastung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber (die sechsthöchste unter den 35 OECD-Staaten) dämpft Arbeitsangebot und -nachfrage.

Die meisten Zuwanderer arbeiten in Niedriglohnjobs.

Die Reallöhne sind nur langsam gestiegen.

Seit 2013 hat der Anteil der Langzeitarbeitslosen dramatisch zugenommen.

Kernbotschaft des Autors

Österreichs Wirtschaft entwickelte sich zu Beginn der 2000er Jahre relativ gut. Während der globalen Finanzkrise gelang es dem Staat, die Arbeitslosigkeit vergleichsweise niedrig zu halten. Der jüngste Anstieg der Arbeitslosigkeit ging jedoch einher mit einem Rückgang der durchschnittlichen Arbeitszeit und einer Zunahme der offenen Stellen, was auf mangelnde Effizienz des Arbeitsmarktes hindeutet. Zu den vordringlichsten Politikaufgaben zählen Bildungsreformen mit dem Ziel einer passgenaueren Qualifizierung künftiger Arbeitnehmer. Zudem sollte der Faktor Arbeit steuerlich entlastet werden, um das Arbeitsangebot und die Schaffung neuer Arbeitsplätze zu fördern.

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