Statistisches Profiling von Arbeitsuchenden

Die zunehmende Verfügbarkeit von Big Data ermöglicht das Profiling von Arbeitslosen mittels statistischer Modelle

University of Sheffield, UK, and IZA, Germany

Ghent University, Belgium

KU Leuven, Belgium

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Relevanz des Themas

Statistische Modelle können den öffentlichen Arbeitsverwaltungen helfen, Einflussfaktoren von Langzeitarbeitslosigkeit und Risikogruppen zu identifizieren. Solche Profiling-Modelle dürften an Bedeutung gewinnen, da die zunehmende Verfügbarkeit von Big Data in Kombination mit neuen maschinellen Lernverfahren ihre Vorhersagekraft verbessert. Bestmögliche Ergebnisse setzen einen kontinuierlichen Dialog zwischen dem zuständigen Personal der Arbeitsagenturen, Datenanalysten und politisch Handelnden voraus, da die Entwicklung und Implementierung solcher Tools normative Entscheidungen erfordert. Profiling kann Personen falsch klassifizieren und bestehende Diskriminierungsmuster verstärken, aber Diskriminierung auch verhindern.

Genauere Vorhersage von
                        Langzeitarbeitslosigkeit durch statistisches Profiling als durch einfache
                        Auswahlregeln oder Zufallsprinzip

Wichtige Resultate

Pro

Mit statistischen Modellen lassen sich systematische Muster zwischen sozioökonomischen und soziodemografischen Variablen und dem betrachteten Resultat aufdecken.

Statistische Modelle unterstützen die Forschung dabei, Ursachen höherer Arbeitslosigkeitsrisiken und geeignete Gegenmaßnahmen zu erkennen.

Statistische Profiling-Modelle liefern Hinweise auf die potenzielle Dauer einer Arbeitslosigkeitsphase.

Unter bestimmten Umständen kann die Anwendung statistischer Modelle bestehende Diskriminierungsmuster abbauen.

Contra

Die Verwendung statistischer Modelle bringt nur eine geringe Verbesserung der Profiling-Genauigkeit und klassifiziert viele Personen tendenziell falsch.

Die statistische Profilerstellung birgt das Risiko, bestehende Diskriminierungsmuster zu verstärken.

Aktuelle statistische Profiling-Modelle sagen zwar Ergebnisse voraus, zeigen aber nicht, welche Maßnahme für welche Personen erfolgreich ist.

Kernbotschaft des Autors

Statistische Profilerstellung kann dazu beitragen, frühzeitig Personen mit hohem Risiko einer Langzeitarbeitslosigkeit zu identifizieren und geeignete Vorhersagevariablen in der Arbeitsverwaltung zu nutzen. Solche Modelle entschlüsseln jedoch nicht die zugrunde liegenden Mechanismen und liefern somit keine direkten Informationen über geeignete Politikmaßnahmen gegen Langzeitarbeitslosigkeit. Es ist auch nicht leicht zu evaluieren, ob gezielte politische Maßnahmen letztlich wirksam sind. Darüber hinaus sollten von politischer Seite die ethischen Implikationen beim Einsatz statistischer Verfahren berücksichtigt werden: Individuen werden dabei häufig nicht korrekt klassifiziert, und eine statistische Profilerstellung kann Diskriminierungsmuster verstärken statt sie abzubauen.

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