Eine gemeinsame europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik?

Rechtsharmonisierungen allein führen nicht zu besseren Ergebnissen für Flüchtlinge und Aufnahmeländer

University of Essex, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Seit Ende der 1990er Jahre hat die Europäische Union das „Gemeinsame Europäische Asylsystem” (GEAS) entwickelt und damit Mindeststandards für die Flüchtlingsaufnahme eingeführt. Dennoch bleibt die Asylpolitik in Europa uneinheitlich und kontrovers. Weitere Maßnahmen zur EU-weiten Harmonisierung asylrechtlicher Bestimmungen erscheinen angesichts der stark ungleichen Aufnahmezahlen nicht ausreichend. Maßnahmen besseren Verteilung der Flüchtlinge in der EU sind nicht nur dringend notwendig und ökonomisch sinnvoll, sondern politisch machbarer als allgemein angenommen.

Asylgesuche und Bevölkerungsgröße, 2009–2013
                        (Zahl der Asylgesuche je 1.000 Einwohner).

Wichtige Resultate

Pro

Die Aufnahme von Flüchtlingen als „öffentliches Gut” zu betrachten, erleichtert die asylpolitische zwischenstaatliche Zusammenarbeit.

Verstärkte internationale Kooperation kann zu besseren Resultaten für Flüchtlinge und aufnehmende Gesellschaften beitragen, sofern die Politik entsprechend gestaltet wird.

Bei der Ausgestaltung des GEAS wurden große Fortschritte erzielt. Ebenso existieren Grundlagen zur Entwicklung einer EU-weiten Flüchtlingspolitik, die sich auf die angemessene Verteilung von Asylsuchenden konzentriert.

Die öffentliche Meinung unterstützt eine länderübergreifend koordinierte Flüchtlingspolitik stärker als häufig vermutet wird.

Contra

Politikharmonisierungen allein genügen nicht, um den größtmöglichen Nutzen aus internationaler Kooperation auf dem Gebiet der Flüchtlingspolitik zu ziehen.

Eine weiterreichende politische Integration wäre erforderlich, um eine angemessene Verteilung von Flüchtlingen in der EU zu erreichen.

Einschränkungen der nationalen Gestaltungshoheit auf dem Gebiet der Flüchtlingspolitik könnten einige EU-Staaten vor innenpolitische Probleme stellen.

Enge länderübergreifende Kooperationen sind über den Rahmen der EU hinaus international schwer vorstellbar.

Auch eine verstärkte politische Integration würde die Problematik der weltweiten Fluchtbewegungen nur geringfügig lindern.

Kernbotschaft des Autors

Die Gewährung von Asyl sollte als ein „öffentliches Gut” verstanden werden - dies schafft eine Grundvoraussetzung für eine intensivere europäische Kooperation in der Flüchtlingspolitik. Das Gemeinsame Europäische Asylsystem hat Mindeststandards etabliert, doch diese und weitere Rechtsharmonisierungen haben nicht verhindern können, dass die Flüchtlinge weiterhin sehr ungleich in der EU verteilt werden. Die realistischste Politikoption für die EU dürfte darin bestehen, sich auf nationale Quoten zu verständigen und die eintreffenden Flüchtlinge entsprechend EU-weit zu verteilen.

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