Formelle Arbeit: Fehlanreizen mit besseren Messmethoden entgegenwirken

Synthetische Maße von Steuern und Sozialleistungen können dazu beitragen, Anreizmechanismen zu identifizieren

World Bank, USA

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Relevanz des Themas

Empirische Daten aus Transformationsökonomien zeigen: formale Arbeit für Geringverdiener oft nicht lohnt. Synthetische Maße von Fehlanreizen, wie der Formalisierungs- oder der effektive Grenzsteuersatz, bestätigen eine signifikant positive Korrelation zwischen diesen Kennziffern und der (hohen) Wahrscheinlichkeit informeller Arbeit. Besonders relevant sind diese Zusammenhänge für den Niedriglohnbereich mit seiner ohnehin hohen Informalität. Synthetische Maße eignen sich, optimale Besteuerungsraten für Niedriglohnbeschäftigte zu ermitteln und das Sozialleistungsdesign zu reformieren.

Höchste Einkommensverluste aufgrund von Formalisierung im Niedriglohnbereich von Transformationsstaaten

Wichtige Resultate

Pro

Synthetische Maße von Steuern und Transfers ergeben den Anteil des informellen Einkommens, der durch Formalisierung verloren geht und quantifizieren entsprechende Hemmnisse.

Der Steuerkeil zeigt Einkommensverluste durch Formalität infolge von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen an.

Der effektive Grenzsteuersatz erfasst relevante Kosten formeller Arbeit besser als der Steuerkeil.

Der Formalisierungs-Steuersatz kombiniert Steuerkeil und effektiven Grenzsteuersatz.

Auf Basis synthetischer Maße kann die Besteuerung von Niedrigeinkommen und Transferbezug im Hinblick auf mehr formelle Beschäftigung angepasst werden.

Contra

Synthetische Maße beruhen ausschließlich auf rechtlichen Pflichten und Ansprüchen, die sich aus formeller Arbeit ergeben, lassen aber andere Faktoren unberücksichtigt.

Rechtsansprüche infolge einer Formalisierung können bislang nicht angemessen bewertet und in Negativanreizmaße einbezogen werden.

Studien zu Steuer- und Sozialleistungssystemen konzentrieren sich derzeit allein auf die nationale Ebene.

Ländervergleiche umfassen zwar meist den Steuerkeil für Durchschnittsverdiener. Für Entwicklungsländer mit hoher Informalität wäre aber die Berücksichtigung von Geringverdienern wichtiger.

Kernbotschaft des Autors

Die negativen Anreize, sich gegen einen formellen Job zu entscheiden, überwiegen oft die positiven Anreize, ihn anzunehmen. In Transformationsstaaten zeigt sich ein klarer Zusammenhang zwischen solchen Fehlanreizen und der Verbreitung informeller Arbeit. Je höher der Formalisierungs-Steuersatz und der effektive Grenzsteuersatz sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass vor allem gering qualifizierte Arbeitnehmer informell erwerbstätig sind. Die Kennziffer des Steuerkeils bildet Fehlanreize nur unvollkommen ab. Um die Formalisierung der Beschäftigung politisch vorantreiben zu können, sind belastbare Maße erforderlich, die deutlich machen, welche Anreizmechanismen mit formeller Arbeit verbunden sind.

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