Anreizeffekte von Mindestrenten

Eine gesetzliche Mindestrente reduziert Altersarmut, kann aber auch das Arbeitsangebot von Geringverdienern zurückgehen lassen

Universitat Pompeu Fabra, and Barcelona Graduate School of Economics, Spain

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Relevanz des Themas

Mindestrenten und Sozialhilfeprogramme für Ältere sollen einen ausreichenden Lebensstandard nach dem Übergang in den Ruhestand sichern und damit Altersarmut vorbeugen. In vielen Entwicklungs- und Industrieländern ist die Mindestrente ein zentraler Baustein der sozialen Sicherung – sie nimmt großen Einfluss auf die Renteneintrittsentscheidungen von Arbeitnehmern mit niedrigem Einkommen oder unregelmäßiger Erwerbsbiografie. Die Gestaltung vieler Mindestrentenprogramme schafft jedoch potenziell starke Anreize für Geringverdienende, bereits vor Erreichen des regulären Rentenalters aus dem Erwerbsleben auszuscheiden.

Vorzeitiger Ruhestandseintritt durch Mindestrente (Spanien)

Wichtige Resultate

Pro

Mindestrenten stabilisieren den Lebensstandard und reduzieren die Altersarmut von Einkommensschwachen.

Mindestrentenprogramme bewirken eine Einkommensumverteilung zugunsten von Geringverdienenden.

Mindestrentenregelungen beeinflussen das faktische Renteneintrittsalter meist nur geringfügig.

Contra

Mindestrenten verändern die Arbeitsanreize von Geringverdienern grundlegend.

Mindestrentenprogramme wirken am stärksten reduzierend auf das Arbeitsangebot von Personen im Frühverrentungsalter.

Beitragsunabhängige Sozialleistungen im Alter reduzieren die Arbeitsanreize älterer Arbeitnehmer ebenfalls.

Mindestrenten führen zu mehr Frühverrentungen und einem Zuwachs regulärer Renteneintritte.

Kernbotschaft des Autors

Mindestrenten verringern die Armut im Alter, können jedoch zu erheblichen Anreizverzerrungen führen, im fortgeschrittenen Alter weiter zu arbeiten (und Sozialbeiträge zu entrichten). Besteht ein Anspruch auf altersspezifische Sozialleistungen bereits im üblichen, fallen diese Negativanreize besonders stark aus, begünstigen einen vorzeitigen Ausstieg aus dem Erwerbsleben und reduzieren somit das Arbeitsangebot von Arbeitnehmern an der Schwelle zum Rentenalter. Der Umfang dieser Effekte hängt von den Anspruchsvoraussetzungen und der Großzügigkeit der Mindestrente in Relation zum Durchschnittslohn ab. Wenn Mindestrenten erst nach dem regulären Renteneintritt gezahlt werden, wirken sie sich tendenziell nur geringfügig auf die Renteneintrittsentscheidungen aus.

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