Relevanz des Themas
Seit den 1990er Jahren sind in Europa – mit nur kurzer Unterbrechung während der Großen Rezession – die Beschäftigungsquoten und die Erwerbsbeteiligung (LFP) gestiegen. Meist werden Arbeitsmarktreformen dafür verantwortlich gemacht, doch der Beitrag der Bildungsexpansion dürfte noch wichtiger sein. Daraus folgt, dass die Gesamtbeschäftigungsquote einer Volkswirtschaft mit wachsendem Anteil der Bevölkerung mit Hochschulbildung auch dann zunimmt, wenn es keine Arbeitsmarktreformen oder Konjunktureinflüsse gibt. Die Berücksichtigung so genannter Kompositionseffekte hilft, die Auswirkungen einzelner Reformen zu bestimmen.
Wichtige Resultate
Pro
Bei nur geringer Unterbrechung durch die Große Rezession sind in Europa die Beschäftigungs- und LFP-Raten seit den 1990er Jahren trendmäßig gestiegen.
Aufgrund ihrer höheren LFP-Raten führt ein Anstieg des Anteils hochqualifizierter Menschen zu einer höheren Erwerbsquote insgesamt.
Zwei Drittel des LFP-Anstiegs gehen auf das steigende Bildungsniveau der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten zurück.
Besonders stark sind die LFP-Raten von Älteren gestiegen – über den natürlichen Anstieg aufgrund besserer Bildung (im Vergleich zu früheren Generationen) hinaus.
Contra
Der Anstieg der Erwerbsquote älterer Menschen ist eher durch Renten- als Arbeitsmarktreformen zu erklären.
Es ist schwierig, die Auswirkungen bestimmter Reformen auf die Erwerbsquote älterer Menschen zu bestimmen, unabhängig davon, ob sie auf Arbeitsmärkte oder Rentensystem abzielen.
Veränderungen der allgemeinen Erwerbsquoten sind keine zuverlässigen Indikatoren für die Lage auf dem Arbeitsmarkt, wenn sich die Zusammensetzung des Arbeitskräfte ändert.