Die Erwerbsbeteiligung in Europa steigern

Fördern Strukturreformen oder Bildungsexpansion höhere Beschäftigungs- und Erwerbsquoten?

Centre for European Policy Studies, Belgium

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Relevanz des Themas

Seit den 1990er Jahren sind in Europa – mit nur kurzer Unterbrechung während der Großen Rezession – die Beschäftigungsquoten und die Erwerbsbeteiligung (LFP) gestiegen. Meist werden Arbeitsmarktreformen dafür verantwortlich gemacht, doch der Beitrag der Bildungsexpansion dürfte noch wichtiger sein. Daraus folgt, dass die Gesamtbeschäftigungsquote einer Volkswirtschaft mit wachsendem Anteil der Bevölkerung mit Hochschulbildung auch dann zunimmt, wenn es keine Arbeitsmarktreformen oder Konjunktureinflüsse gibt. Die Berücksichtigung so genannter Kompositionseffekte hilft, die Auswirkungen einzelner Reformen zu bestimmen.

Erwerbsquoten in EU-15 und USA
                        (1980-2016)

Wichtige Resultate

Pro

Bei nur geringer Unterbrechung durch die Große Rezession sind in Europa die Beschäftigungs- und LFP-Raten seit den 1990er Jahren trendmäßig gestiegen.

Aufgrund ihrer höheren LFP-Raten führt ein Anstieg des Anteils hochqualifizierter Menschen zu einer höheren Erwerbsquote insgesamt.

Zwei Drittel des LFP-Anstiegs gehen auf das steigende Bildungsniveau der Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten zurück.

Besonders stark sind die LFP-Raten von Älteren gestiegen – über den natürlichen Anstieg aufgrund besserer Bildung (im Vergleich zu früheren Generationen) hinaus.

Contra

Der Anstieg der Erwerbsquote älterer Menschen ist eher durch Renten- als Arbeitsmarktreformen zu erklären.

Es ist schwierig, die Auswirkungen bestimmter Reformen auf die Erwerbsquote älterer Menschen zu bestimmen, unabhängig davon, ob sie auf Arbeitsmärkte oder Rentensystem abzielen.

Veränderungen der allgemeinen Erwerbsquoten sind keine zuverlässigen Indikatoren für die Lage auf dem Arbeitsmarkt, wenn sich die Zusammensetzung des Arbeitskräfte ändert.

Kernbotschaft des Autors

Die Erwerbsquoten sind in der EU trendmäßig gestiegen. Dies ist vor allem auf die Verbesserung des Bildungsniveaus in den meisten Ländern und Altersgruppen zurückzuführen. Dabei ist der Anstieg der Erwerbsquoten älterer Menschen stärker als erwartet ausgefallen, auch wenn man ihren wachsenden allgemeinen Bildungsstand berücksichtigt. Dies deutet darauf hin, dass Renten- und Vorruhestandsreformen eine maßgebliche Rolle bei der Steigerung der Erwerbsquote gespielt haben. Der anhaltende (tertiäre) Bildungsausbau, der in Süd- und Osteuropa sowie vielen asiatischen Ländern besonders stark ausgeprägt ist, dürfte für einen weiteren Anstieg der Beschäftigungs- und Erwerbsquoten sorgen.

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