Unternehmertum und Konjunktur

Bevorstehende Existenzgründungen können Hinweise auf möglichen Konjunkturverlauf geben

Erasmus School of Economics, Rotterdam, and Free University Amsterdam, the Netherlands, and Montpellier Business School, France

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Relevanz des Themas

Unternehmertum hat eine konjunkturelle Komponente. Doch ist der Zyklus von Existenzgründungen unmittelbar – und kausal – mit dem Konjunkturzyklus verknüpft? Eine wechselseitige Beziehung zwischen Unternehmertum und Konjunktur würde die zwei „Gesichter“ von Existenzgründern widerspiegeln: die einen sind Antreiber des Wandels, nutzen gegebene Möglichkeiten und erzeugen so Wachstum („Opportunity Entrepreneurs“), andere handeln aus Notwendigkeit und gründen eine Firma, um Arbeitslosigkeit zu entkommen („Necessity Entrepreneurs“). Aufkeimendes Unternehmertum kann der Vorbote von Konjunkturentwicklungen sein. Diese Präzyklizität liefert der Politik wertvolle Informationen.

Existenzgründungen können dem Konjunkturaufschwung vorausgehen

Wichtige Resultate

Pro

Im Entstehen begriffene „Opportunity“-Existenzgründungen laufen der Konjunktur präzyklisch voraus.

In Rezessionen können die Innovationen von Start-ups die Wirtschaft ankurbeln.

Existenzgründungen signalisieren Vertrauen in künftige ökonomische Bedingungen und liefern damit prognostische Informationen zum Konjunkturverlauf.

Eine Zunahme von „Opportunity“-Unternehmertum kann zu einem Konjunkturaufschwung beitragen.

Maßnahmen zur Förderung des Unternehmertums könnten den Konjunkturzyklus beeinflussen.

Contra

Im Gegensatz zu „Opportunity“-Unternehmertum sind „Necessity“-Existenzgründungen weder präzyklischer Natur, noch sind sie mit Fluktuationen im Konjunkturzyklus korreliert.

In Boomphasen verhalten sich Unternehmer eher zögerlich.

Empirische Studien zu den kausalen Zusammenhängen fehlen bislang.

Die Hypothese der Präzyklizität besagt noch nichts über kausale Wirkungen – Unternehmer antizipieren womöglich nur den Konjunkturverlauf und reagieren darauf, statt ihn mit Firmengründungen zu prägen.

Kernbotschaft des Autors

Der Zusammenhang zwischen Existenzgründungsaktivitäten und Konjunkturverlauf ist komplex. Aufstrebendes Unternehmertum ist volatiler als etabliertes Unternehmertum – daraus ergibt sich ein potenziell anderes Zusammenspiel mit dem Konjunkturzyklus. Die Präzyklizität, mit der das Unternehmertum einem Konjunkturaufschwung vorweg geht, erscheint plausibel. Fördermaßnahmen für aufkeimendes „Opportunity“-Unternehmertum könnten sich positiv auf die Konjunktur der Folgejahre auswirken. Das aus Notwendigkeit entstehende Unternehmertum scheint dagegen keine zyklische Komponente zu besitzen und erfordert daher eine andere politische Antwort.

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