Relevanz des Themas
In vielen Ländern können die von den Tarifparteien ausgehandelten Lohnuntergrenzen und Arbeitsbedingungen für allgemeinverbindlich erklärt und somit auf alle Beschäftigten einer Branche ausgedehnt werden. Auf diese Weise sollen die Bedingungen branchenweit vereinheitlicht, Lohnungleichheit verringert und Lohndiskriminierung etwa nach Geschlecht unterbunden werden. Wie wirksam Tarifverträge sind und ob sie Lohnanpassungen für alle Arbeitnehmer begrenzen, ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt Hinweise darauf, dass die Vorteile von Tarifverträgen auf Kosten eines geringeren Beschäftigungsniveaus gehen, allerdings in der Regel nur für Arbeitnehmer, die nahe an der Lohnuntergrenze verdienen.
Wichtige Resultate
Pro
Die branchenweite Gültigkeit von Tarifverträgen verringert die Lohnungleichheit durch die Festlegung tätigkeitsspezifischer Mindestlöhne.
Allgemeinverbindlichkeit reduziert die geschlechtsspezifischen Lohnlücken, vor allem am unteren Ende der Lohnverteilung.
Branchentarifverträge sichern Beschäftigte, die ihren Arbeitsplatz behalten, teils gegen Produktivitäts- und Konjunkturschwankungen ab.
Bei eingeschränkter Arbeitsplatzmobilität verhindern allgemeinverbindliche Tarifverträge opportunistische Einsparungen der Arbeitgeber bei Jobqualität und Löhnen.
Contra
Branchenweite Mindestlöhne erhöhen die Arbeitskosten für alle betroffenen Unternehmen und hemmen so das Beschäftigungswachstum.
Die Verträge gelten auch für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die nicht an den Verhandlungen beteiligt waren.
Branchentarifverträge behindern den Wettbewerb, indem sie Neugründung und Markteintritt kleiner Unternehmen erschweren.
Starre Löhne als Folge der Tarifverträge können die Anpassungsfähigkeit von Unternehmen an ökonomische Schocks einschränken.