Zahlt sich die Beschäftigung im öffentlichen Sektor aus?

Entgegen der landläufigen Meinung ist das Lohngefälle zwischen öffentlichem und privatem Sektor in vielen Ländern vernachlässigbar

University College London and Institute for Fiscal Studies, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Direkte Lohnvergleiche zeigen, dass Angestellte im öffentlichen Sektor rund 15% mehr verdienen als im privaten Sektor. Allerdings lässt sich ein Großteil des Lohngefälles dadurch erklären, dass sich die bereitgestellten Arbeitsplätze ebenso zwischen den Sektoren unterscheiden wie der jeweilige Mitarbeitertypus. Außerdem werden die Laufbahnentscheidungen durch Aspekte wie Beschäftigungsstabilität und Einkommensprogression beeinflusst. Diese Dimensionen gilt es bei Vergleichen zwischen den beiden Sektoren berücksichtigen.

Lohnvorteile im öffentlichen Sektor und
                        „Lifteime Career Values“ (%- Unterschied der Sektormittelwerte)

Wichtige Resultate

Pro

Die Beschäftigung im öffentlichen und privaten Sektor unterscheidet sich auch in Aspekten wie Arbeitsplatzsicherheit oder Senioritätsentlohnung.

Lohnunterschiede und andere Karriereaspekte können zu einem „Lifetime Career Value“ zusammengefasst werden.

Die Lohnunterschiede zwischen den Sektoren gleichen sich im Verlauf des Berufslebens weitgehend aus – in vielen Ländern Europas betragen sie im Durchschnitt nahezu Null.

Der öffentliche und der private Sektor beschäftigen Arbeitnehmer mit unterschiedlichen beobachtbaren Merkmalen, die einen Großteil des Lohngefälles erklären.

Contra

Direkte Lohnvergleiche zeigen, dass Beschäftigte im öffentlichen Dienst im Durchschnitt rund 15% mehr verdienen als die Beschäftigten im Privatsektor.

Die umfangreiche Literatur zum öffentlich-privaten Lohngefälle konzentriert sich auf punktuelle Lohnunterschiede.

In Frankreich und Spanien verdienen Geringqualifizierte im öffentlichen Sektor über den gesamten Karriereverlauf deutlich mehr.

Auch unter Berücksichtigung von strukturellen Unterschieden bestehen systematische Lohnunterschiede, meist zugunsten der Beschäftigten des öffentlichen Sektors.

Kernbotschaft des Autors

Die Löhne im öffentlichen Sektor, insbesondere für Geringqualifizierte, liegen tendenziell etwas höher als im Privatsektor. Im Karriereverlauf sind sie jedoch auch stabiler und enger an Berufserfahrung und Bildungsstand geknüpft. Jobwechsel sind zudem im öffentlichen Dienst typischerweise seltener. Fasst man sämtliche Unterschiede zu einem „Lifetime Career Value“ zusammen, ergibt sich ein Maß für das langfristige öffentlich-private Lohngefälle. Diese Lücke ist in vielen großen europäischen Ländern nahezu Null – mit Ausnahme von Frankreich und Spanien, wo Geringqualifizierte im öffentlichen Sektor deutlich mehr verdienen. Bei der Festsetzung der Vergütung im öffentlichen Sektor sollten die verschiedenen Karriereaspekte berücksichtigt werden.

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