Verdrängen öffentliche Schulausgaben die Investitionen von Eltern in ihre Kinder?

Ein tendenziell geringerer Zeit- und Geldeinsatz der Eltern aufgrund staatlicher Angebote lässt sich durch eine sorgfältige Politikgestaltung beeinflussen

University of Essex, UK, and IZA, Germany

one-pager full article

Relevanz des Themas

Weltweit werden erhebliche, steigende öffentliche Investitionen in die Schulbildungsressourcen von Kindern getätigt. Die neuere Forschung fragt auch danach, wie Eltern auf die öffentliche Schulförderung für ihre Kinder reagieren. Staatliche Schul-Inputs können elterliche Investitionen stimulieren, aber auch verdrängen. Die meisten Belege zeigen, dass Eltern ihre eigenen Anstrengungen reduzieren, wenn sich die Schulbildung verbessert – die Effizienz der Staatsausgaben wird damit beeinträchtigt. Politisch könnte es sinnvoll sein, die staatlichen Investitionen auf weniger leicht ersetzbare Angebote zu konzentrieren.

Zusammenhang zwischen öffentlichen
                        Schulausgaben und Zeitaufwand der Eltern für die Unterstützung ihrer
                        Kinder

Wichtige Resultate

Pro

In Reaktion auf Veränderungen der öffentlichen Schulangebote können Eltern ihren Einsatz von Zeit und Geld anpassen – die Wirkung von Schulpolitik auf den Bildungserfolg kann darunter leiden.

Verringerte elterliche Anstrengungen infolge verbesserter Schulqualität weisen darauf hin, dass private und öffentliche Investitionen in die Kindererziehung substituierbar sein können.

Eine Verdrängung elterlicher Investitionen tritt bei leicht beobacht- und substituierbaren öffentlichen Inputs mit größerer Wahrscheinlichkeit ein.

Es gibt begrenzte Hinweise darauf, dass gebildetere Eltern stärker auf Veränderungen in der Schulqualität reagieren.

Contra

Die Forschungsbefunde sind nicht einheitlich, teils sogar widersprüchlich.

Empirische Untersuchungen konzentrieren sich häufig nur auf ausgewählte Inputs von Schulen und Eltern, während die Verhaltensanpassungen in einer Vielzahl von Dimensionen auftreten können.

Neben Eltern reagieren auch Schüler und Lehrer auf schulische Veränderungen – darüber ist nur sehr wenig bekannt.

Wie sich elterliche Reaktionen auf die schulischen Prüfungsresultate ihrer Kinder auswirken, wurde bislang kaum untersucht.

Kernbotschaft des Autors

Eltern reagieren auf Verbesserungen in der Schulbildung vor allem durch eine Reduzierung der eigenen Anstrengungen. Öffentliche Investitionen in Kinder können private Investitionen verdrängen und die Auswirkungen öffentlicher Inputs auf den schulischen Erfolg von Kindern beeinträchtigen. Basierend auf ersten Forschungserkenntnissen sollte die Schulpolitik primär dort ansetzen, wo ihre Angebote nicht durch Eltern leicht ersetzt werden können (z. B. Spezialunterricht) und Eltern ihre eigenen Leistungen weniger stark an veränderte Bedingungen anpassen. Auch die Information von Eltern über öffentliche Schulleistungen kann ein strategisches Instrument bilden.

Full citation

Full citation

Data source(s)

Data type(s)

Method(s)

Countries