Die Flüchtlingskrise mit Marktmechanismen lösen?

Eine Kombination aus handelbaren Quoten und Matchingprozessen wäre ein effizienter Weg - auch zur Wahrung von Flüchtlingsrechten

Universidad Carlos III de Madrid, and IAE (CSIC), Spain, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Die ungleiche internationale Verteilung von Flüchtlingen gefährdet die Akzeptanz des Flüchtlingsschutzes und verhindert im Falle Europas die effektive Ausgestaltung einer gemeinsamen Flüchtlingspolitik. Eine faire Lastenteilung, die zugleich die Rechte der Flüchtlinge respektiert, kann mit der Kombination zweier Marktmechanismen erreicht werden: Ein Markt für handelbare Aufnahmequoten würde dafür sorgen, dass Flüchtlinge dort angesiedelt werden, wo ihre Aufnahme am kostengünstigsten ist. Zugleich könnte ein Matchingverfahren dafür sorgen, die Zielland-Wünsche der Flüchtlinge und die Interessen der Aufnahmeländer an bestimmten Flüchtlingsgruppen besser in Einklang zu bringen.

Ungleiche Verteilung von 17,5 Millionen Flüchtlingen
                        in der Welt (2014)

Wichtige Resultate

Pro

Handelbare Aufnahmequoten sorgen für eine effiziente Koordination unter den Zielländern von Flüchtlingen.

Handelbare Quoten minimieren die Gesamtkosten der Flüchtlingsaufnahme, indem weniger aufnahmebereite Staaten die Kosten anderer Länder für die Integration zusätzlicher Flüchtlinge tragen.

Ein Matchingverfahren stellt sicher, dass die Rechte von Flüchtlingen gewahrt und ihre Zielland-Präferenzen berücksichtigt werden.

Mit einem Marktmodell kann die Erstaufnahme von Flüchtlingen flexibler als bislang organisiert werden.

Die ökonomische Komponente in Form handelbarer Quoten wird durch die humanitäre Komponente des Matchings ergänzt und sorgt so für größere politische Durchführbarkeit.

Contra

Das Konzept ist bislang nur theoretischer Natur und hat seinen praktischen Nutzen noch nicht unter Beweis stellen können.

Teilnehmende Staaten wären zunächst mit Planungsunsicherheit in Bezug auf die tatsächliche Verteilung von Flüchtlingen konfrontiert.

Flüchtlingen eine Mitsprache über ihr Aufnahmeland einzuräumen, könnte im politischen System mancher Staaten auf Ablehnung stoßen.

Das Konzept minimiert zwar die Gesamtkosten, macht manche Staaten jedoch dann zu Verlierern, wenn die Erstaufnahmequoten nicht sorgfältig adjustiert worden sind.

Die politische Machbarkeit hängt davon ab, ob das Modell für Flüchtlinge und Aufnahmeländer gleichermaßen transparent gestaltet werden kann.

Kernbotschaft des Autors

Die internationale Flüchtlingsaufnahme lässt sich durch einen Markt für handelbare Aufnahmequoten und ein Matchingverfahren zum Abgleich der Interessen von Flüchtlingen und Aufnahmeländern wirksam reformieren. Flüchtlinge würden somit vor allem dort untergebracht, wo die resultierenden Kosten am geringsten sind. Ein solches System in Kooperation mit internationalen Organisationen wie UNHCR und OECD wäre flexibler als starre Aufnahmequoten, während der Interessensabgleich zudem die Implementierungskosten minimieren würde. Insbesondere die Europäische Union mit ihrer bislang ineffizienten gemeinsamen Flüchtlingspolitik könnte von einem Marktmodell profitieren.

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