Jugendüberschuss und Jugendarbeitslosigkeit

Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Entwicklungsländern lässt sich nicht mit dem Bevölkerungsanteil Jugendlicher erklären

University of Michigan, USA, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Wachsende Jugendarbeitslosigkeit und damit verbundene Unruhen in Entwicklungsländern werden häufig auf einen „Jugendüberschuss“ zurückgeführt. Doch tatsächlich ist der Bevölkerungsanteil Jugendlicher während der letzten Jahrzehnte in den meisten Ländern deutlich geschrumpft und dürfte weiter sinken. Auch wenn der Zusammenhang zwischen Demografie und Jugendarbeitslosigkeit empirisch nicht eindeutig geklärt ist, sollte die Politik nicht davon ausgehen, dass sich die Jugendarbeitslosigkeit „von selbst“ abbaut, wenn der Anteil Jugendlicher abnimmt.

Anteil der Jugend an der Erwerbsbevölkerung

Wichtige Resultate

Pro

Der Jugendanteil an der Erwerbsbevölkerung ist in den meisten Entwicklungsländern deutlich niedriger als vor 40 Jahren.

In den meisten Ländern mit mittlerem Einkommen stagniert oder schrumpft die Jugendbevölkerung.

Trotz eines vergleichbar geringen Jugendanteils haben auch viele reichere Länder mit hoher Jugendarbeitslosigkeit zu kämpfen.

Auch in Nahost und Nordafrika gibt es keinen massiven Jugendüberschuss, was diesen Erklärungsansatz für hohe Jugendarbeitslosigkeit oder politische Unruhen wenig plausibel erscheinen lässt.

Contra

In vielen armen Ländern, vor allem in Subsahara- Afrika, wächst die Jugendbevölkerung weiterhin.

In Subsahara-Afrika dürfte sich das Bevölkerungswachstum in den kommenden Jahrzehnten sogar noch beschleunigen – von 3,9 auf 5,2 Millionen Jugendliche pro Jahr (2025–2030).

Forschungserkenntnisse für Länder mit hohem Einkommen legen nahe, dass größere Jugendkohorten schlechtere Arbeitsmarktchancen haben.

Dieser Zusammenhang ist für Entwicklungsländer anhand von aktuellen Daten nicht eindeutig nachweisbar.

Kernbotschaft des Autors

Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Entwicklungsländern lässt sich nur bedingt mit dem Bevölkerungsanteil Jugendlicher erklären. Zwar ist die Jugendbevölkerung in vielen Ländern rasant gewachsen, doch ihr Anteil an der Erwerbsbevölkerung ist heute in der Regel geringer als noch vor 40 Jahren. Dies gilt auch für Nordafrika, wo der Jugendüberschuss häufig thematisiert wird. Die Politik sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass rückläufige Jugendkohorten automatisch zur Verbesserung der Erwerbssituation junger Menschen führen. Bildungsinvestitionen und eine Flexibilisierung der Arbeitsmärkte bleiben unabdingbar.

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