Studienabbruch und Arbeitsmarkterfolg

Der Abbruch eines Studiums kann vorteilhafter sein, als überhaupt keine akademische Ausbildung begonnen zu haben

European Commission, Joint Research Centre, Italy, University of Southampton, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Da die Hochschulbildung weltweit weiter ausgebaut wird, werden Hochschulabbrecher eine große Gruppe auf den zukünftigen Arbeitsmärkten bilden. Üblicherweise wird ein Studienabbruch als negativer Indikator angesehen. Die empirische Datenlage ist allerdings dürftig, weil Daten zu Studienabbrechern meist keine Informationen über ihre späteren Arbeitsmarktergebnisse liefern. Studien zeigen jedoch, dass viele Studienabbrecher später ihr Studium doch noch erfolgreich abschließen und auch ein kompletter Studienabbruch beim beruflichen Werdegang Vorteile gegenüber dem völligen Verzicht auf akademische Ausbildung mit sich bringen kann.

Dauerhafter und vorübergehender Studienabbruch

Wichtige Resultate

Pro

Aktuelle internationale Umfragen, die Informationen zu Studienabbruchserfahrungen beinhalten, liefern Erkenntnisse über die Dauerhaftigkeit und den Arbeitsmarkteffekt von Studienabbrüchen.

Der Abbruch ist oft nur vorübergehend: fast 40 Prozent aller Studienabbrecher absolvieren später in ihrem Leben eine Hochschule.

In rund der Hälfte der untersuchten Länder haben Studienabbrecher einen besseren beruflichen Werdegang als vergleichbarer Absolventen der Sekundarstufe II ohne Hochschulerfahrung.

Studienabbrecher sind in Ländern mit einem geringen Anteil von Hochschulabsolventen und einer überwiegend beruflichen Orientierung unter den Abiturienten am erfolgreichsten.

Contra

Die meisten Daten zu Studierenden enthalten keine Informationen über ihren weiteren Werdegang, so dass es an länderübergreifenden empirischen Belegen für den Arbeitsmarkterfolg von Hochschulabbrechern fehlt.

Vielfach nehmen Befragungen die Gesamtbevölkerung in den Blick, so dass Studienabbrecher nur eine geringe Stichprobengröße erreichen – in diesem Fall ist eine Teilgruppenanalyse von Studienabbrechern praktisch unmöglich.

Einige Länderspezifika lassen sich im Rahmen theoretischer Modelle erklären, doch die Analyse der Arbeitsmarktresultate von Studienabbrechern erfordert die umfassende Berücksichtigung von Bildungssystemen und Arbeitsmarktkonstellationen.

Kernbotschaft des Autors

Die Analyse von länderübergreifenden Daten zum Arbeitsmarktstatus von Hochschulabbrechern stellt die Negativklassifizierung eines Studienabbruchs in Frage: Erstens ist der Studienabbruch oft nicht dauerhaft – im Durchschnitt bringen zwei von fünf Studienabbrechern ihr Studium später doch noch zu einem Abschluss. Zweitens schneiden in etwa der Hälfte der untersuchten Länder Studienabbrecher hinsichtlich ihres weiteren Werdegangs besser ab als vergleichbare Absolventen der Sekundarstufe II, die keine Hochschule besucht haben. Sich an einer Hochschule einzuschreiben und einen Studienabbruch in Kauf zu nehmen, erscheint sinnvoller als ganz auf den Hochschulbesuch zu verzichten.

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