Handel, ausländische Investitionen und Lohnungleichheit in Entwicklungsländern

Außenhandel erhöht qualifikatorische Lohnunterschiede in Ländern mit vielen gut ausgebildeten Arbeitskräften – und reduziert sie in anderen

University of Florence, Italy, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Die Liberalisierung des Außenhandels und der Auslandsinvestitionen vergrößert den Lohnabstand zwischen inländischen qualifizierten und ungelernten Arbeitskräften, sofern das Land über genügend gut ausgebildete Arbeitskräfte verfügt. Trifft dies nicht zu, nimmt der Lohnunterschied ab. Eine ausgeprägte Lohnungleichheit sorgt für weniger Chancengleichheit, insbesondere in armen Ländern, in denen die Grundlöhne in der Nähe des Existenzminimums liegen. Zwar gibt Lohnungleichheit Eltern einen Anreiz, in die Bildung ihrer Kinder zu investieren, doch er bleibt wirkungslos, wenn sie zu arm sind oder aufgrund unterentwickelter Finanzmärkte keine Bildungskredite aufnehmen können.

Handel reduziert das qualifikatorische Lohndifferential bei Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften

Wichtige Resultate

Pro

In Entwicklungsländern mit einem ausreichenden Bestand an qualifizierten Arbeitskräften verschaffen ihnen Handelsliberalisierungen Lohnvorteile und erhöhen den Anreiz für Eltern, in die Bildung ihrer Kinder zu investieren – sofern Liquiditätsprobleme gelöst werden können.

Ein handelsbedingter Rückgang des Lohndifferentials verteilt Einkommen von den Reichen an die Armen um.

Liberalisierungen erhöhen das Durchschnittseinkommen und verringern die Kinderarbeit zugunsten von Bildungsinvestitionen.

Contra

Handelsliberalisierungen verteilen Einkommen von (ungelernten) Armen zu (qualifizierten) Reichen um und erschweren es armen Eltern, in die Ausbildung ihrer Kinder zu investieren.

Stehen einem Land zum Zeitpunkt der Liberalisierung zu wenige qualifizierte Arbeitskräfte zur Verfügung, geht zwar die Lohnungleichheit zurück, doch zugleich werden die Anreize schwächer, in die Bildung von Kindern zu investieren.

Ausländische Investitionen verringern die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in Ländern, in denen das Angebot gering ist.

Kernbotschaft des Autors

Obwohl Handelsliberalisierungen die Durchschnittseinkommen erhöhen und Kinderarbeit verringern, sollten Entwicklungsländer mit diesem Schritt warten, bis sie über einen ausreichenden Bestand an ausgebildeten Arbeitskräften verfügen, um die qualifikatorischen Lohnvorteile auszuschöpfen. Länder, die aufgrund äußeren Drucks ihre Märkte vorzeitig liberalisiert haben, sind seitdem oftmals nicht über den Status als geringqualifizierte Produktionsstandorte hinausgewachsen, während geduldigere Staaten eine günstigere Entwicklung genommen haben. Auch bei ausreichender Zahl gebildeter Arbeitnehmer kann eine staatliche Intervention erforderlich sein, um den negativen Folgen der handelsbedingten Lohndisparitäten auf die Einkommensverteilung zu begegnen.

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