Strukturelle oder zyklische Probleme? Arbeitsmärkte in Rezessionen

Wie sollte die Politik auf höhere Arbeitslosigkeit reagieren?

Stanford University, USA, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Die anhaltende Arbeitslosigkeit nach Rezessionen und die notwendigen Gegenmaßnahmen sind Gegenstand kontroverser Debatten. Einerseits werden grundlegende Veränderungsprozesse der Arbeitsmärkte für dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit verantwortlich gemacht und strukturelle Reformen verlangt. Andererseits wird die langsame Erholung der Wirtschaft nach Rezessionen auf zyklische Gründe zurückgeführt, die aufgrund mangelnder Nachfrage keinen raschen Rückgang der Arbeitslosigkeit zuließen. Der Erfolg von Politikinitiativen hängt von einem besseren Wissen um die strukturellen oder zyklischen Gründe von Arbeitslosigkeit ab.

Große Rezession und Mismatch-Effekte (USA)

Wichtige Resultate

Pro

Die Zunahme der US-Arbeitslosigkeit während der Rezession 2007-2009 war überwiegend zyklisch bedingt.

Die Wirtschaftszweige mit dem stärksten Zuwachs an Arbeitslosigkeit verzeichneten später auch den größten Rückgang.

Beschäftigte in zyklischen Wirtschaftszweigen sind besonders stark von rezessionsbedingt steigender Arbeitslosigkeit betroffen.

Mismatch-Effekte sind über Branchen und Berufsgruppen hinweg deutlich prozyklischer Natur, nehmen also in Rezessionen zu und sinken in Zeiten wirtschaftlicher Erholung.

Forschungsergebnisse zeigen, dass der Durchschnittslohn im Rezessionsverlauf sinkt; dies deutet eher auf eine rückläufige Arbeitsnachfrage als auf strukturelle Veränderungen im Arbeitsangebot hin.

Contra

Nach Ende einer Rezession ist die Rate unbesetzter Stellen im Vergleich zur Arbeitslosenquote zunächst hoch.

Die Arbeitsmobilität ist in Rezessionszeiten geringer ausgeprägt.

Während der Rezession 2007-2009 ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Arbeitslosen drastisch angestiegen.

Während einer Rezession ist deren zyklische oder strukturelle Natur nur schwer zu bestimmen; eine Reihe von Indikatoren macht dies aber dennoch möglich.

Kernbotschaft des Autors

Je nach zyklischer oder struktureller Art der Arbeitslosigkeit infolge eines externen Schocks muss die optimale makropolitische Reaktion anders ausfallen. Die Geldpolitik ist zwar ein unangemessenes Instrument zur Bewältigung struktureller Probleme, kann aber als Antwort auf zyklische Arbeitslosigkeit relevant sein, wie sie etwa während der Rezession in den USA 2007-2009 entstanden war. Das bedeutet nicht, dass die Geldpolitik zwangsläufig Wirkung zeigen wird, sie sollte aber nicht von vornherein als Instrument ausgeschlossen werden.

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