Relevanz des Themas
Einkommensungleichheit ist ein zunehmend kontrovers diskutiertes Thema. Ein wesentlicher Kausalfaktor anhaltender Ungleichheit ist der Bildungszugang, da er die Akkumulation von Humankapital und damit die ungleiche Verteilung der Einkommen unmittelbar beeinflusst. Wenn ungleiche Bildungschancen eine ethnische Dimension aufweisen, ist diese meist besonders persistent und politisch schwer zu überwinden. Dort wo die Sklaverei, wie in den USA und Lateinamerika, noch bis in das 19. Jahrhundert verbreitet war, reichen die Wurzeln von Bildungsungleichheiten bis in diese Zeit zurück – bei allerdings erheblichen regionalen und Länderunterschieden.
Wichtige Resultate
Pro
Empirische Studien weisen eine negative Beziehung zwischen Sklaverei-Vergangenheit und Bildungs-Gegenwart nach.
Ethnische Ungleichheiten im Bildungssystem nehmen ab, sind aber weiterhin persistent anzutreffen.
Ethnisch ungleich verteilte Bildungschancen lassen sich auf die Folgen kolonialistischer Sklaverei zurückführen.
Über den Bildungsweg trägt die Sklaverei der Vergangenheit zur heutigen Einkommensungleichheit und ihrer ethnischen Komponente bei.
Contra
Der Einfluss der Sklaverei auf das aktuelle Bildungsgeschehen lässt sich für andere Staaten als die USA nicht so eindeutig nachweisen.
In Lateinamerika sind Einkommens- und Bildungsungleichheiten weit verbreitet, aber der Effekt der Sklaverei ist unterschiedlich stark ausgeprägt.
Ethnische Unterschiede hinsichtlich des Einflusses von Sklaverei auf ein geringeres Bildungsniveau sind empirisch bislang kaum belegt.
Andere Faktoren (Ausbau von Bildungssystemen, Integration ehemaliger Sklaven) verringern den Ungleichheitseffekt von Sklaverei.