Relative Deprivation auf dem Arbeitsmarkt

Die Wahl der Bezugsgruppe beeinflusst die subjektiv empfundene Benachteiligung und somit das Arbeitsmarktverhalten

World Bank, USA

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Relevanz des Themas

Einzelne Bevölkerungsgruppen nehmen den objektiv gleichen Arbeitsmarktstatus oft unterschiedlich wahr (z. B. ländliche/städtische Bevölkerung, jüngere/ältere Arbeitnehmer, Männer/Frauen). Ein Erklärungsansatz ist, dass Menschen ihren eigenen Status anhand des Vergleichs mit Bezugsgruppen wie Kollegen, Verwandten oder Nachbarn bewerten. Diese Hypothese lässt sich auf dem Arbeitsmarkt überprüfen, indem individuelle Unterschiede im Arbeitsmarktstatus unter Berücksichtigung gruppenspezifischer Merkmale gemessen werden. Die auf diese Weise ermittelte „relative Deprivation“ kann der Politik helfen, die Bedürfnisse und Ansprüche von Arbeitnehmern besser einzuordnen.

Relative Deprivation auf dem Arbeitsmarkt
                        in Marokko mit unterschiedlichen Bezugsgruppen

Wichtige Resultate

Pro

Relative Deprivation auf dem Arbeitsmarkt eignet sich zur Quantifizierung subjektiv empfundener Benachteiligung in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen.

Dieses Maß ist simpel und in den Sozialwissenschaften seit langem etabliert.

Der Ansatz berücksichtigt, dass sich die Frustration vieler Menschen mit ihrer Arbeitsmarktsituation aus dem Vergleich mit anderen speist.

Das Konzept der relativen Deprivation hilft der Politik, zwischen objektiver und subjektiver Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt zu unterscheiden.

Contra

Die Interpretation relativer Deprivation erfordert ein tieferes Verständnis des Konzeptes sowie grundlegende ökonometrische Kenntnisse.

Die Erforschung relativer Deprivation sollte durch Umfragen zur subjektiven Benachteiligung flankiert werden, um die Ergebnisse zu validieren.

Relative Deprivation beruht auf Annahmen, die nicht in allen Fällen zutreffen müssen (z. B. können Vergleiche auch außerhalb der Bezugsgruppe stattfinden).

Die Ergebnisse hängen stark von der Modellspezifikation ab sowie von der Auswahl der Kriterien, nach denen Menschen ihre Bezugsgruppen definieren.

Kernbotschaft des Autors

Im Sinne der sozialen Gerechtigkeit wird häufig argumentiert, die Politik müsse die objektive, nicht die subjektive Deprivation bekämpfen. Gewählte Politiker sind jedoch geneigt, die Ansprüche jener Gruppen zu befriedigen, die sich am stärksten benachteiligt fühlen oder ihre Forderungen – unabhängig von der objektiven Notwendigkeit – am vehementesten durchsetzen. Das Konzept der relativen Deprivation kann einen wichtigen Beitrag leisten, die Diskrepanz zwischen tatsächlicher und gefühlter Benachteiligung offenzulegen, um zielgenauere Politikmaßnahmen zu entwickeln.

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