Relevanz des Themas
Einschneidende wirtschaftliche und politische Veränderungen, haben oft enorme soziale und Gesundheitskosten zur Folge, selbst wenn sie potenziell positiver Natur sind. Diese Übergangskosten werden von der Politik meist unterschätzt. Die Sterblichkeitskrise in den ehemaligen kommunistischen Ländern Europas ist dafür ein gutes Beispiel. Sie hat zwischen 1990 und 2000 statistisch gesehen rund zehn Millionen zusätzliche Todesfälle verursacht – Folge der Transformation zu einem höheren sozioökonomischen Niveau, die politisch nicht aktiv, effektiv und sozial gerecht organisiert worden ist.
Wichtige Resultate
Pro
Akuter psychosozialer Stress war einer der Hauptgründe für den starken Anstieg der Mortalität in den Transformationsstaaten.
In Mitteleuropa wurde die postkommunistische Sterblichkeitskrise schnell überwunden, während in vielen Teilen der ehemaligen UdSSR die Lebenserwartung bei der Geburt erst 2013 wieder auf das Niveau von 1989 zurückkehrte.
Der relative Erfolg der mitteleuropäischen Länder bei der Erholung von Gesundheitsschocks gibt Hinweise, wie Sterblichkeitskrisen dieser Art in Zukunft vermieden werden können.
Contra
In den meisten Ländern hatten Analysen zum Effekt der Transformation auf die Sterblichkeit kaum Einfluss auf die Politik.
Angesichts der Vielfalt der erklärenden Variablen lässt sich ein einziges Kausalmodell zur Erklärung der postkommunistischen Mortalitätskrise kaum entwickeln.
Lückenhafte Daten zu Alkoholkonsum und Stress im Verlauf der Transformation erschweren eindeutige Aussagen über deren relative Auswirkungen auf die Mortalität.
Die Mortalitätskrise betraf primär arbeitslose, alleinstehende, junge und ältere Männer und Frauen mit eingeschränkter Qualifikation, die unter Stress in urbanen Zentren lebten oder dorthin zogen.