Profitieren zurückbleibende Familien von der Emigration eines Angehörigen?

Neben positiven Effekten muss auch ein erhebliches Risiko negativer Folgen berücksichtigt werden

GATE—Lyon-Saint-Etienne and CNRS, France, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit leben und arbeiten außerhalb ihres Geburtslandes oder weit entfernt von ihrer Geburtsregion. Arbeitsmigration wird aufgrund der dadurch möglichen Finanztransfers meist als ökonomisch vorteilhaft für zurückbleibende Familienangehörige erachtet. Dabei kann die Trennung von Familien für sie auch zahlreiche nachteilige Folgen in Bezug auf Bildung, Gesundheit, Arbeitsangebot und Sozialstatus nach sich ziehen. Die komplexen Zusammenhänge zwischen Migration und ihren Folgen für nicht mitwandernde Familien konnten von der Forschung bislang noch nicht schlüssig empirisch belegt werden.

Zahl der Migranten seit 1990 weltweit stark gestiegen

Wichtige Resultate

Pro

Rücküberweisungen können Einkommen, Konsum und Investitionen der Familie steigern.

Der Einkommenseffekt kann Kinderarbeit reduzieren und – insbesondere für Mädchen in Entwicklungsländern – die Chancen auf Schulbildung vergrößern.

Finanztransfers können die sanitäre und Ernährungssituation der Familie verbessern und in Bezug auf die Gesundheitsversorgung kurzfristig einen fehlenden Krankenversicherungsschutz kompensieren.

Überweisungen schaffen Spielraum für risikoreichere, aber produktivere ökonomische Aktivitäten.

Die Verhandlungsmacht von Frauen nimmt potenziell dort zu, wo überwiegend Männer emigrieren.

Contra

Die Migration eines erwerbstätigen Familienangehörigen erhöht die Belastung für die Familie, die diesen wirtschaftlichen Verlust parallel zu den Haushaltspflichten ausgleichen muss.

Die Emigration einer Bezugsperson kann zur Folge haben, dass Kinder in ihrem schulischen Erfolg zurückgeworfen werden.

Das gestörte Familienleben kann zu schlechter Ernährung und psychischen Problemen führen.

Migration kann Bildungsanreize verringern, wenn deren künftiger Ertrag aufgrund eigener Migrationserwartungen gering erachtet wird.

Die Emigration eines Angehörigen kann vor allem bei Frauen die Erwerbsbeteiligung reduzieren.

Kernbotschaft des Autors

Die Folgen der Migration eines Familienmitglieds auf die zurückbleibenden Angehörigen können je nach Konstellation positiver oder negativer Art sein. Obwohl Rücküberweisungen ein potenziell wichtiges Mittel sind, um Budgetbeschränkungen und Armut im Herkunftsland zu lindern, können gefährdete Bevölkerungsgruppen sehr unter der Auswanderung ihrer Leistungsträger leiden. Die Politik sollte an dieser Stelle mit unterstützenden Maßnahmen darauf hinwirken, dass die Familien die nachteiligen Effekte insbesondere hinsichtlich ihrer Humankapitalbildung besser bewältigen können.

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