Methoden zur Messung individueller Risikopräferenzen

Eignen sich incentivierte Entscheidungsexperimente am besten zur Messung von Risikoneigungen?

Texas A&M University, USA

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Relevanz des Themas

Risikoaversion beeinflusst die Entscheidungsfindung in vielen unterschiedlichen Situationen – von persönlichen Finanz- und Karriereentscheidungen bis hin zu politischen Entscheidungen über Maßnahmen bezüglich Umwelt-, Wirtschafts- oder Gesundheitsrisiken. Zur Messung von Risikopräferenzen werden Befragungen oder incentivierte Entscheidungsexperimente mit realen Gewinnen bzw. Verlusten genutzt. Eine Auswertung der verschiedenen Ansätze zeigt, dass die optimale Methode von der Fragestellung und der untersuchten Personengruppe abhängt. Der von Ökonomen meist präferierte Ansatz der Incentivierung ist also nicht notwendigerweise die bessere Wahl.

Messwerte zur Risikoaversion aus
                        Entscheidungsexperiment korrelieren kaum mit Befragungsergebnissen

Wichtige Resultate

Pro

Bei incentivierten Experimenten haben die Probanden einen Anreiz, ihre Präferenzen wahrheitsgemäß zu äußern, während sie bei Befragungen keine Nachteile durch falsche Darstellung haben.

Incentivierte Spiele können ein genaues Maß für Präferenzen liefern, das die Differenzierung zwischen verschiedenen Entscheidungstheorien sowie die statistische Schätzung der zugrundeliegenden Nutzenfunktion erlaubt.

Da Befragungen ein klarer Bezug zur Theorie fehlt, lassen sie sich nicht so exakt strukturieren wie Anreizspiele.

Contra

Im Vergleich zu den meist leicht verständlichen Befragungen könnten incentivierte Aufgaben insbesondere für weniger gebildete Probanden schwierig oder verwirrend sein.

Incentivierte Experimente sind bei komplexen Versuchsanweisungen oft zeitaufwändig und je nach Höhe der monetären Anreize recht kostspielig.

Anreizspiele lassen sich im Gegensatz zu Befragungen nur schwer an unterschiedliche Entscheidungskontexte anpassen.

Kernbotschaft des Autors

Bei der Messung von Risikoneigungen sind neben der genauen Fragestellung auch die Kosten verschiedener Methoden sowie die Fähigkeiten und Erfahrungen der untersuchten Personengruppe zu berücksichtigen. Incentivierte Laborexperimente erlauben eine präzisere Messung, sind jedoch kostspielig in der Umsetzung und können mit Verständnisschwierigkeiten verbunden sein. Befragungen sind einfacher, kostengünstiger und tendenziell besser geeignet für nicht-finanzielle Fragestellungen, bisweilen jedoch nicht präzise genug. Insgesamt legt die Evidenz nahe, dass die Anreizmethode der Befragungsmethode entgegen der verbreiteten Einschätzung nicht unbedingt überlegen ist.

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