Arbeitsmarktentwicklung und die Zunahme des Populismus

Automatisierung, Globalisierung und krisenbedingt hohe Arbeitslosigkeit haben in vielen fortgeschrittenen Volkswirtschaften populistische Strömungen begünstigt

Sciences Po, France

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Relevanz des Themas

Die jüngste Zunahme des Populismus in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften zeigt die große Unzufriedenheit der Wähler. Wissenschaft und Politik müssen die Beweggründe analysieren, um eine wirksame Antwort auf diese Entwicklung geben zu können. Empirische Untersuchungen zeigen, dass zu den Triebkräften des Populismus sowohl langfristige Trends (Arbeitsplatzpolarisierung aufgrund von Automatisierung und Globalisierung) als auch der jüngste Anstieg der Arbeitslosigkeit aufgrund der globalen Finanzkrise gehören. Diese Faktoren haben das Vertrauen der Öffentlichkeit in die etablierten politischen Strukturen erschüttert und dazu beigetragen, dass populistische Parteien inzwischen auch in Regierungen vorgedrungen sind.

Arbeitslosigkeit und Wahlverhalten vor und
                        nach der globalen Finanzkrise

Wichtige Resultate

Pro

Technologischer Wandel und Globalisierung führen zu Arbeitsmarkteffekten, die populistischen Argumenten Vorschub leisten.

Die Wahlerfolge populistischer Parteien stehen in engem Zusammenhang mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit aufgrund der globalen Finanzkrise.

Steigende regionale Arbeitslosigkeit stärkt die Anziehungskraft des Populismus nicht nur unter Arbeitslosen, sondern auch bei Menschen mit Zukunftssorgen.

Contra

Der jüngste Anstieg des Populismus kann auch auf andere Faktoren wie Identität und kulturelle Gegenbewegungen sowie die Verbreitung sozialer Medien zurückgehen.

Es gibt kaum empirische Studien zu Erfolg oder Misserfolg von populistischen Parteien in Regierungsverantwortung.

Empirisch zeigt sich, dass Populisten ihre Wahlversprechen mit Blick auf gesellschaftliche Fairness und sozial verträgliches Wirtschaftswachstum nicht einhalten.

Kernbotschaft des Autors

Die jüngste Zunahme des Populismus hat viele potenzielle Ursachen, sowohl kultureller als auch wirtschaftlicher Art. Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass Arbeitsmarktstörungen aufgrund der Globalisierung und des technologischen Fortschritts sowie der krisenbedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit eine wichtige Rolle bei der Zunahme des Populismus in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften gespielt haben. Belege dafür, dass eine populistische Politikagenda diese Probleme wirksam angehen könnte, fehlen jedoch. Erforderlich wären vielmehr eine stärkere antizyklische Fiskalpolitik zur Stabilisierung der Beschäftigung während Rezessionen, die Bekämpfung von Steuervermeidung, die Stärkung der sozialen Sicherheitsnetze und eine aktive Arbeitsmarktpolitik.

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