Wie lässt sich die Inanspruchnahme von Sozialleistungen verbessern?

Oft verhindern zu hohe Barrieren, dass Anspruchsberechtigte staatliche Hilfsangebote nutzen

Melbourne Institute of Applied Economic and Social Research, Australia, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Sozialhilfeprogramme sollen das Wohlbefinden bedürftiger Menschen steigern, verfehlen dieses Ziel allerdings, wenn anspruchsberechtigte Personen Leistungen nicht nutzen. Gründe für die Nicht-Teilnahme können Informationsdefizite, Angst vor Stigmatisierung, Ärger mit den Behörden um Anträge und Teilnahmeberechtigung, aber auch eigenes Desinteresse sein. Schwankungen der Programmteilnahme im Zeitverlauf machen deutlich, dass die Teilnahmerate positiv wie negativ auf Politikänderungen reagieren kann. Eine stärkere Teilnahme lässt sich behördlicherseits auf verschiedenen Wegen erreichen.

Geschätzte Nicht-Teilnahmeraten großer
                        US-Sozialprogramme, 2011

Wichtige Resultate

Pro

Der Zugang zu Sozialprogrammen wird durch konkrete, aber auch schwer fassbare Barrieren erschwert; dennoch gibt es Strategien, wie die Inanspruchnahme gesteigert werden kann.

Ein verstärkte Programmnutzung reduziert die Stigmawirkung – potenzielle Teilnehmer sind eher bereit, selbst Unterstützung in Anspruch zu nehmen, wenn sie um die Teilnahme anderer Personengruppen wissen.

Eine Vereinfachung der Teilnahmebedingungen kann die behördlichen Verwaltungskosten senken.

Contra

Einige Strategien zur Erhöhung der Programmbeteiligung – wie Informationskampagnen oder erweiterte Behördenöffnungszeiten – sind mit hohen direkten Kosten verbunden.

Andere Strategien – etwa vereinfachte Teilnahmeregeln oder weniger aufwendige Berichtspflichten – können die Programmintegrität beeinträchtigen.

Eine stärkere Programmnutzung verursacht zusätzliche Kosten.

Der Verhaltenseffekt geänderter Teilnahmebedingungen ist kaum erforscht; das erschwert Kosten-Nutzen-Analysen.

Kernbotschaft des Autors

Viele benachteiligte Menschen nehmen ihnen zustehende staatliche Unterstützungsangebote nicht in Anspruch. Die Gründe sind neben eigener Trägheit vor allem in mangelnder Information, Stigma-Sorgen, komplizierten Antragsverfahren, verwirrenden Regeln oder erniedrigenden Programmabläufen zu suchen. Solche Barrieren lassen sich absenken, indem besser über die vorhandenen Programme informiert wird und alle Berechtigten per Definition als Teilnehmer betrachtet (opt-in-Prinzip), automatisch eingeladen und an ihre Teilnahme erinnert werden. Vereinfachte Regeln können zugleich den administrativen Aufwand reduzieren.

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