Wie wirkt die Geldpolitik auf Arbeitsnachfrage und Arbeitsproduktivität?

Geldpolitische Lockerungen stärken zunächst die Arbeitsnachfrage, können längerfristig aber Strukturwandel und Produktivitätswachstum verlangsamen

Goldman Sachs, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Im Verlauf der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 haben Maßnahmen zur Stärkung der Gesamtnachfrage von Unternehmen und Privathaushalten einschließlich einer expansiven Geldpolitik die Beschäftigung gestärkt. Allerdings tragen zu weitreichende geldpolitische Lockerungen auch dazu bei, dass Unternehmen auf Restrukturierungen verzichten, die ein längerfristiges Produktivitätswachstum erzeugen könnten. Das nach der Krise verbreitet geringere Produktivitätswachstum geht auch auf eine schwächere angebotsseitige Performance und nachlassende Arbeitsproduktivität infolge der expansiven Geldpolitik zurück.

Anhaltende Schwäche der
                        Arbeitsproduktivität

Wichtige Resultate

Pro

Maßnahmen der Zentralbanken zur geldpolitischen Lockerung sorgen anfänglich für eine steigende Arbeitsnachfrage, weil finanzielle Beschränkungen aufgrund geringerer Zinsbelastungen weniger stark auf die Beschäftigung einwirken.

Ein krisenbedingt starker Rückgang von Arbeitsnachfrage und Beschäftigung kann die Angebotsseite erheblich schwächen, wenn Langzeitarbeitslosigkeit steigt und potenziell produktive Unternehmen vom Markt verschwinden. Kurzfristig verstärken sich dann die Effekte einer expansiven Geldpolitik.

Contra

Budgetrestriktionen zwingen zum produktiveren Einsatz der vorhandenen Ressourcen – eine aggressive Geldpolitik kann diesen Effekt konterkarieren und dazu führen, dass die Angebotsseite einer Volkswirtschaft durch geringere Produktivitätsanstrengungen geschwächt wird.

In stärker banken- als marktbasierten Finanzsystemen kann eine lockere Geldpolitik umso eher zur Folge haben, dass positive Effekte durch Produktivitätssteigerungen schwächer ausgeprägt sind oder ausbleiben.

Kernbotschaft des Autors

Die Geldpolitik hat im Verlauf der globalen Finanzkrise seit 2008 einen wichtigen Beitrag zur Stärkung von Wirtschaft, Arbeitsnachfrage und Beschäftigung geleistet. Anders als in früheren Rezessionen hat sie vor allem geholfen, einen “Hysterese- Effekt” zu vermeiden, der die Arbeitslosigkeit auch nach Krisenende auf kaum veränderten Niveau hat verharren lassen. Werden geldpolitische Lockerungen jedoch in einer Aufschwungphase fortgesetzt, kann dies das neuerliche Wachstum von Produktivität und Beschäftigung behindern und die Nachhaltigkeit des Aufschwungs gefährden. Geldpolitische Lockerungen sind ein unverzichtbares Instrument in Krisenzeiten, sollten aber rechtzeitig wieder beendet und durch andere Politikmaßnahmen abgelöst werden, mit denen der Aufschwung stabilisiert und das Produktivitätswachstum stimuliert werden kann.

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