Bruttoinlandsprodukt: Sind ergänzende Indikatoren notwendig?

Ergänzende Maßeinheiten können die im BIP nicht erfassten Aspekte der Position eines Landes abdecken

Hunan University, China, and NBER, USA

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Relevanz des Themas

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt als Schlüsselindikator für die Messung und den internationalen Vergleich des Leistungsstandes einer Volkswirtschaft. Doch es stößt an Grenzen, wenn es um die Nachhaltigkeit von Wirtschaftswachstum, die Berücksichtigung von ökologischen Faktoren oder Aktivitäten außerhalb von Lohnarbeit geht. Das BIP kann auch im Verlauf von militärischen Konflikten, trotz Umweltkatastrophen oder Terrorangriffen steigen. Ebensowenig misst es die Lebenszufriedenheit und ignoriert, dass sie ungeachtet soliden Wirtschaftswachstums auch zurückgehen kann. Flankierende Indikatoren können dazu beitragen, das Bild einer Volkswirtschaft genauer zu zeichnen.

BIP versus HDI: kaum
                        Übereinstimmung

Wichtige Resultate

Pro

Das BIP liefert die „Schlagzeile” zur vergleichen Analyse des ökonomischen Status quo eines Landes.

Das Konzept des BIP bildet eine zentrale Säule makroökonomischer Analysen und ist für die Politikgestaltung unverzichtbar.

Mit dem BIP steht ein international anerkannter, objektiver Indikator der nationalen Produktion zur Verfügung, der sich jeder politischen Beeinflussung entzieht.

Bei der Erfassung der BIP-Daten werden durchweg etablierte Bilanzierungsmethoden eingesetzt.

Das BIP-Konzept kann flexibel an ein sich wandelndes ökonomisches Umfeld angepasst werden.

Contra

Das BIP liefert keine Informationen zu Wohlfahrt und Lebenszufriedenheit.

In Zeiten hoher Unsicherheit ist das BIP zur Wachstumsvorhersage nur bedingt in der Lage.

Da die internationalen Erfassungsstandards sehr langsam und nur im Konsens an Veränderungen angepasst werden können, reflektiert das BIP den ökonomischen Wandel nur eingeschränkt.

Das BIP ignoriert Aktivitäten außerhalb der Märkte, insbesondere die private Humankapitalbildung.

Wichtige Kennzahlen wie Ökosystem-Bilanzen oder Indikatoren für Nachhaltigkeit, Glück und Ungleichheit werden im Rahmen des BIP allenfalls sekundär als „Satellitenkonten” berücksichtigt.

Kernbotschaft des Autors

Das BIP ist der wichtigste Indikator des aktuellen Zustands einer Volkswirtschaft. Als standardisierte Kennziffer liefert das BIP der Politik Orientierung etwa mit Blick auf Inflation und Konjunktur. Doch das BIP sollte nur einer von mehreren – gleichrangigen – Indikatoren sein, um die Zukunftsperspektiven eines Landes genauer abzubilden und auch „weiche“ Faktoren dabei zu berücksichtigen. Dieses Ziel wird sich mit bloßen Supplementär-Daten des BIP kaum erreichen lassen, weil bei der Erfassung solcher Begleitdaten die gleichen Erhebungsmaßstäbe gelten, also etwa normative Erwägungen oder Annahmen keine Rolle spielen würden.

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