Beschäftigungseffekte längerer Arbeitszeiten

Arbeitszeitverlängerung kann kurzfristig zu weniger, bei gleichem Stundenlohn aber langfristig zu mehr Beschäftigung führen

Johannes Gutenberg University, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Die wöchentliche Regelarbeitszeit variiert europaweit stark. Viele Länder versuchten in den 1980er und 1990er Jahren, durch Arbeitszeitverkürzung Jobs zu schaffen, indem ein festes Arbeitsvolumen unter mehr Arbeitskräften aufgeteilt wurde. In Deutschland kam es in den frühen 2000er Jahren zu einer teilweisen Trendumkehr, als viele Unternehmen zur Senkung ihrer Arbeitskosten die Wochenarbeitszeiten aufstockten. Der Beschäftigungseffekt hängt vom untersuchten Zeithorizont, den Lohnreaktionen, Überstundenkonten, Produktivität je Arbeitsstunde und vielen anderen Faktoren ab.

Tarifliche Wochenarbeitszeiten variieren europaweit (2013)

Wichtige Resultate

Pro

Bei gleichem Monatseinkommen senkt eine Arbeitszeitverlängerung die Lohnkosten je Arbeitsstunde.

Arbeitszeitverlängerung kann teure Überstunden reduzieren.

Wenn längere Regelarbeitszeiten nicht durch weniger Überstunden kompensiert werden, verteilen sich die fixen Arbeitskosten auf mehr Stunden, und das Kapital kann länger genutzt werden.

Arbeitszeitverlängerung kann positive Skaleneffekte haben, wenn die Kostensenkung die Produktion und somit die Nachfrage nach Arbeitskräften steigert.

Arbeitszeitverlängerung kann positive Skaleneffekte haben, wenn die Kostensenkung die Produktion und somit die Nachfrage nach Arbeitskräften steigert.

Contra

Wenn die Produktion nicht in gleichem Maße steigt, werden bei längerer Regelarbeitszeit weniger Arbeitskräfte benötigt.

Arbeitszeitverlängerung stellt Arbeitnehmer schlechter, wenn die monatliche Bezahlung gleich bleibt.

Länger arbeitende Mitarbeiter haben weniger Zeit für Schulungen.

Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich kann negative Anreizwirkungen entfalten.

Wenn Wochenarbeitsstunden und Monatsverdienst im Paket vereinbart werden, hat eine Erhöhung der Regelarbeitszeit keine Auswirkungen, da Überstunden und Stundenlöhne entsprechend angepasst werden.

Kernbotschaft des Autors

Kurzfristig hat eine Arbeitszeitverlängerung meist negative Beschäftigungseffekte. Bei variabler Produktion und Kapital sind auf lange Sicht positive Beschäftigungseffekte wahrscheinlicher, sofern der Monatsverdienst unverändert bleibt. Ohne Lohnausgleich werden Arbeitnehmer jedoch schlechtergestellt. Andererseits kann eine längere betriebliche Regelarbeitszeit Arbeitsplätze unter Wettbewerbsdruck sichern helfen. Ratsam sind flexible Vereinbarungen, die es Unternehmen erlauben, von tariflichen Arbeitszeiten geringfügig abzuweichen.

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