Beschäftigung und Rebellion in fragilen, konfliktreichen Staaten

Können Arbeitsmarktprogramme etwas gegen zivile Gewalt ausrichten?

New York University, USA

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Relevanz des Themas

Bürgerkrieg und Rebellion ziehen neben „menschlichen Kosten“ auch eine chronische wirtschaftliche Unterentwicklung nach sich. Beschäftigungsprogramme mit ehemaligen Kombattanten und gefährdeten Jugendlichen haben deren Existenzgrundlagen verbessert, nicht aber ihre Akzeptanz von Gewaltfreiheit und Recht erreicht. Rebellengruppen versprechen häufig Sicherheiten, die eine formale Beschäftigung nicht bietet, und machen die Abkehr von Rebellion tendenziell unattraktiv. Ein Programm unter Berücksichtigung psychosozialer Motivationen hat allerdings Gewalt und Kriminalität signifikant reduziert. Hieraus lassen sich Erkenntnisse ableiten, wie Menschen von ziviler Gewalt abgebracht werden können.

Rückgang von gravierenden Gewalttaten bei steigender Arbeitslosigkeit (Irak)

Wichtige Resultate

Pro

Das ökonomische Konzept der „Opportunitätskosten“ lässt erwarten, dass die Bereitschaft zur Abkehr von einer Rebellion mit der Verfügbarkeit lukrativer formaler Jobs wächst.

Steigende Arbeitslosigkeit kann zivile Gewalt begünstigen und Menschen in Rebellengruppen treiben.

Arbeitslosigkeit kann eine benachteiligte Unterschicht schaffen, die für die Rekrutierung von Rebellen anfällig ist.

Ein sicherer Arbeitsplatz kann Menschen verantwortungsbewusster, weniger gewalttätig und rechtstreuer werden lassen sowie zu mehr Investitionen in ihre Gemeinschaften veranlassen.

Contra

Rebellengruppen können Menschen in fragilen Staaten individuelle Sicherheit bieten, die durch formale Beschäftigung nicht erreichbar wäre.

Die Teilnahme an einer Rebellion bietet soziale Vorteile (Beitrag zu einer „gerechten Sache“), die eine formale Beschäftigung nicht vermitteln kann.

Studien haben keinen klaren ursächlichen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und ziviler Gewalt ergeben.

Die Verbesserung ihrer Lebensumstände macht die politischen und sozialen Ansichten von Ex-Kombattanten und gefährdeten Jugendlichen nicht weniger gewalttätig.

Kernbotschaft des Autors

Hilfsorganisationen nutzen Jobprogramme, um Menschen von gewalttätiger Rebellion abzuhalten. Doch ein empirischer Zusammenhang zwischen mehr Beschäftigung und weniger Rebellion bzw. mehr Gewaltfreiheit und Rechtstreue lässt sich bislang nicht nachweisen. Studien deuten eher darauf hin, dass soziale Motive (die „gerechte Sache“) für die Teilnahme an Rebellionen zentral sind und das Verhalten von „gefährdeten“ Jugendlichen durch psychologische und soziale Therapien stärker beeinflusst werden kann, die Indoktrinationen aufbrechen und Rebellionsbereitschaft verringern. Zivile Gewalt ist nicht nur oder überwiegend ein ökonomisches Problem, das sich mit Beschäftigungsprogrammen lösen ließe, sondern muss ganzheitlich unter Berücksichtigung psychologischer, sozialer und politischer Aspekte angegangen werden.

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