Auswirkungen von Rezessionen auf die Familiengründung

Geburten- und Heiratsraten sind in vielen Ländern prozyklisch, aber die längerfristigen Effekte sind nicht eindeutig belegt

Yokohama National University, Japan, and IZA, Germany

one-pager full article

Relevanz des Themas

Hohe Jugendarbeitslosigkeit gilt als mitverantwortlich für die in vielen Industrienationen abnehmenden Geburtenraten. Aus wirtschaftstheoretischer Sicht ist unklar, ob schlechtere Jobaussichten für junge Menschen tatsächlich deren Familiengründung behindern bzw. wie lange dieser Effekt anhält. Zudem können Rezessionen die Scheidungsrate beeinflussen. Ein besseres Verständnis der konjunkturellen Einflüsse kann dazu beitragen, effektivere familienpolitische Maßnahmen zur Steigerung der Geburtenrate zu entwickeln.

Arbeitslosenquote und Geburtenrate, 1993–2013

Wichtige Resultate

Pro

Rezessionen beeinflussen die Familiengründung, allerdings gilt es zu unterscheiden zwischen kurzfristigen Effekten auf Geburten- und Heiratsraten und langfristigen Effekten auf die von hoher Jugendarbeitslosigkeit betroffene Generation.

Die Geburtenraten sind in vielen Industrieländern zumindest kurzfristig prozyklisch, nehmen also bei schwacher Konjunktur ab.

Die Geburtenraten sind in vielen Industrieländern zumindest kurzfristig prozyklisch, nehmen also bei schwacher Konjunktur ab.

Bessere Jobaussichten für junge Männer steigern langfristig Eheschließungen und Kinderzahl.

Contra

Theoretisch können Rezessionen die Familiengründung behindern oder fördern, denn geringere Einkommensaussichten bedeuten auch geringere Opportunitätskosten der Kindererziehung.

Die Reaktion der Geburtenrate auf die Konjunkturlage variiert nach Land und Bevölkerungsgruppe.

Die Wirkung von Rezessionen auf Scheidungsraten ist umstritten.

Wie junge Frauen langfristig auf Rezessionen reagieren, hängt von der Familien- und Arbeitsmarktpolitik ab.

Kernbotschaft des Autors

Tendenziell bewegen sich die Geburten- und Heiratsraten in die gleiche Richtung wie die aktuelle Wirtschaftslage, doch die Konjunktur wirkt sich auf einzelne Länder und Bevölkerungsgruppen unterschiedlich aus. Die Geburtenrate kann in Rezessionen sogar steigen, wenn geringe Lohnaussichten den Verzicht auf zusätzliches Haushaltseinkommen zugunsten der Kindererziehung verhältnismäßig attraktiver machen. Durch politische Maßnahmen zur Familienförderung, etwa durch verbesserte Kinderbetreuungsangebote, lassen sich die negativen Auswirkungen der Arbeitsmarktbedingungen auf die Familiengründung abfedern.

Full citation

Full citation

Data source(s)

Data type(s)

Method(s)

Countries