Die Ökonomie der psychischen Gesundheit

Mit Hilfe moderner Therapiemethoden kann die Produktivität und Lebenszufriedenheit psychisch kranker Menschen gesteigert werden

LSE, UK, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

In einem typischen Land leidet jede(r) Fünfte an einer psychischen Erkrankung, meist in Form von Depression oder Angstzuständen. Geistige Erkrankungen machen in reichen Staaten die Hälfte aller Krankheiten der unter 45-Jährigen aus. Als häufigste Erkrankungen von Erwerbstätigen verursachen sie vielfach rund 50 Prozent aller Kosten durch Arbeitsunfähigkeitsleistungen. Seelisch kranke Menschen sind mit geringerer Wahrscheinlichkeit berufstätig, oft unter Wert beschäftigt und fehlen häufiger am Arbeitsplatz. Würden sie so therapiert, dass sie die durchschnittliche Erwerbsquote erreichen, könnte die Gesamtbeschäftigung um vier Prozent höher ausfallen und die Wirtschaftsleistung deutlich gesteigert werden.

Psychische Erkrankung:
                        Hauptgesundheitsproblem für Erwerbsfähige in wohlhabenden Gesellschaften
                        (2008)

Wichtige Resultate

Pro

Psychische Erkrankungen verursachen Kosten in Milliardenhöhe in Form von Sozialleistungen und fehlenden Steuereinnahmen.

Die volkswirtschaftlichen Erträge aus erfolgreichen Therapiemaßnahmen übertreffen die Behandlungskosten.

Investitionen in Therapieprogramme stehen Einsparungen in doppelter Höhe für nicht nötige Sozialausgaben und physische Gesundheitsversorgung entgegen.

Psychologische Behandlung kann die Kosten der physischen Gesundheitsversorgung um 20% senken.

Die Heilung aller Depressionen und Angststörungen würde das BIP um etwa 4% steigern.

Contra

In den meisten Ländern erhalten nur wenige psychisch Kranke eine evidenzbasierte Therapie.

Weltweit leidet fast jeder fünfte Erwachsene unter einer diagnosefähigen psychischen Erkrankung.

Psychische Störungen machen 38% aller Krankheiten in reichen Ländern aus.

Psychisch kranke Menschen mit zusätzlichen physischen Problemen nehmen rund 60 Prozent mehr Leistungen der körperlichen Gesundheitsversorgung in Anspruch.

Die zusätzliche physische Gesundheitsversorgung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung kostet fast 1% des Volkseinkommens.

Kernbotschaft des Autors

Die Bereitstellung von evidenzbasierten Therapien für psychisch Kranke sollte aufgrund der hohen volkswirtschaftlichen Krankheitslasten und des Ertrags intensivierter Therapieangebote hohen politischen Stellenwert besitzen. In reichen wie armen Ländern verursachen psychische Erkrankungen Milliardenkosten durch Sozialtransfers und Steuerausfälle. Gezielte Therapien steigern dagegen Beschäftigung und Produktivität – ihr Nutzen übersteigt ihre Kosten bei weitem, zumal Einsparungen bei der sonstigen Gesundheitsversorgung erzielt werden und die Lebenszufriedenheit wächst.

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