Relevanz des Themas
Staaten mit solide institutionalisierten Arbeitsbeziehungen und einem fest etablierten sozialen Dialog verfügen häufig über ein stabileres Wachstum und stärkeren sozialen Zusammenhalt. Die geringe Gewerkschaftsdichte und zersplitterte Tarifpraxis in Mittel- und Osteuropa birgt das Risiko, dass die Wettbewerbsfähigkeit leidet, demografische und makroökonomische Herausforderungen nicht adäquat bewältigt werden und der Aufholprozess gegenüber Westeuropa stockt. Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass es den Gewerkschaften sehr wohl gelingt, ihre Mitglieder angemessen zu vertreten und Lohnvorteile für sie zu erreichen.
Wichtige Resultate
Pro
Kollektive Tarifverhandlungen führen auch in den Staaten Mittel- und Osteuropas (MOE) zu höheren Löhnen, insbesondere für Beschäftigte mit mittlerer und höherer Qualifikation.
Die Gewerkschaften haben im Verlauf der Wirtschaftskrise 2008/2009 Arbeitnehmerinteressen sehr wirksam vertreten.
In vielen MOE-Staaten hat die EU-Integration den sozialen Dialog und die Rolle der verbliebenen Gewerkschaften gestärkt.
Die Zunahme atypischer Beschäftigung bietet den Gewerkschaften eine Chance, ihre Position und Wahrnehmung innerhalb der Zielgruppen zu verbessern.
Contra
Seit der Transformation zur Marktwirtschaft hat der gewerkschaftliche Organisationsgrad in den MOE-Staaten stark abgenommen; die Gewerkschaften sind fragmentiert und eher schwach aufgestellt.
Die Reichweite kollektiver Tarifverhandlungen ist gering und erfasst primär Unternehmensebene und öffentlichen Sektor.
Der Anstieg atypischer Beschäftigung schwächt die Reichweite und Verhandlungsposition der Gewerkschaften.
In den MOE-Staaten sind unterschiedliche Modelle der Arbeitsbeziehungen anzutreffen; für Nicht-EU-Staaten liegen bislang kaum empirische Befunde vor.