Fördern Mindestlöhne Produktivität und Wachstum?

Höhere Mindestlöhne taugen nicht als Wachstumsmotor und sind für Geringverdiener in Rezessionen eher von Nachteil

San Diego University, USA, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Befürworter von Mindestlohnerhöhungen argumentieren, diese wirkten als Wachstumsmotor und kämen geringqualifizierten Beschäftigten in konjunkturellen Schwächephasen zugute. Diese Argumentation lässt sich jedoch empirisch kaum stützen. Mindestlohnsteigerungen führen generell zu einer Verlagerung der Wertschöpfung hin zu Branchen mit höherqualifizierten Jobprofilen und sind als Instrument zur Unterstützung von armutsgefährdeten Menschen weitgehend ineffektiv. Insbesondere in Rezessionen kommt es durch Mindestlöhne vermehrt zum Beschäftigungsabbau.

Estimated effect of a 10% increase in
                        minimum wage on low-skilled employment

Wichtige Resultate

Pro

Mindestlohnsteigerungen führen in Boom-Phasen zu Einkommenszuwächsen für Geringqualifizierte.

Das gesamtwirtschaftliche Wachstum kann durch höhere Mindestlöhne angeregt werden, wenn sich die Produktivität in höherqualifizierte Bereiche verlagern lässt, etwa durch Weiterbildungsmaßnahmen.

Eine zusätzliche Anpassung von Mindestlohnerhöhungen an die Inflation scheint die negativen Beschäftigungseffekte nicht zu verstärken.

Contra

Mindestlohnsteigerungen führen zu einer Umverteilung der branchenspezifischen Produktivität, die Geringqualifizierten tendenziell schadet, ohne Nettowachstum zu generieren.

In Rezessionen ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass Jobs für Geringqualifizierte abgebaut werden.

Unabhängig vom Konjunkturverlauf sind Mindestlöhne nicht zielgenau auf Geringverdiener und armutsgefährdete Personen ausgerichtet.

Als Instrument zur Armutsbekämpfung sind Mindestlöhne weitgehend ineffektiv.

Kernbotschaft des Autors

Es gibt kaum empirische Belege dafür, dass höhere Mindestlöhne als Wachstumsmotor wirken, indem sie Einkommen an Arbeitsmarktgruppen mit relativ hoher Konsumneigung umverteilen. Auch bieten sie Geringqualifizierten keinen Schutz vor Einkommensverlusten in konjunkturellen Schwächephasen. Um diese beiden Politikziele zu erreichen, erscheinen bedarfsabhängige Lohnsubventionen oder negative Einkommensteuern deutlich effektiver.

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