Relevanz des Themas
Traditionelle Arbeitsmarktmodelle unterstellen, dass nicht die Arbeitgeber, sondern der Marktwettbewerb die Lohngestaltung prägen. Immer mehr Forschungsergebnisse widersprechen jedoch dieser Sichtweise und lassen den Schluss zu, dass ein Monopson-Modell, in dem ein nachfragendes Unternehmen einer großen Zahl von Arbeitsanbietern als Monopolist gegenübertritt, plausibler ist. Ein solches Modell weist den Firmen größere Lohngestaltungsmacht zu und erklärt, warum Löhne in Rezessionsphasen sinken. Daraus lassen sich wichtige Implikationen für die Wirtschaftspolitik in Krisenzeiten ableiten.
Wichtige Resultate
Pro
Monopson-Modelle scheinen die Funktionsweise von Arbeitsmärkten besser zu erfassen als übliche Wettbewerbsmodelle.
Die empirische Evidenz unterstreicht den Nachfragemonopol-Ansatz: Ein Zuwachs an Lohngestaltungsmacht der Firmen führt zu Lohnrückgang in Konjunkturkrisen.
Das Monopson-Modell macht plausibel, dass die Beschäftigung im Konjunkturverlauf weniger stark schwankt und Rezessionsfolgen somit gelindert werden.
Die politische Antwort auf zunehmende betriebliche Lohnmacht sollte darin bestehen, die Löhne in Krisenzeiten etwa durch befristete Steuererleichterungen zu stabilisieren.
Contra
Die meisten Studien zur betrieblichen Lohngestaltungsmacht erfassen keine Zufallsvariationen der Löhne und verzerren damit ihre Resultate.
Der grundsätzliche Mechanismus des Monopson-Modell ist empirisch gut belegt, doch weniger eindeutig ist dokumentiert, ob Betriebe ihr Nachfragemonopol tatsächlich zur Lohnverringerung ausnutzen.
Temporäre Steuererleichterungen im Fall von krisenbedingten Lohnsenkungen können ungewollte Subventionseffekte nach sich ziehen.
Sofern schwächere Betriebe nur aufgrund ihrer wachsenden Lohnmacht überleben, verringert dies den marktbereinigenden Effekt einer Rezession.