Beeinflusst der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln die Informalität?

Schlecht ausgebaute Verkehrsinfrastrukturen können Beschäftigung im formellen Sektor verringern

Universitat Rovira I Virgili, Spain

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Relevanz des Themas

Die öffentliche städtische Verkehrsinfrastruktur hat nicht mit den Anforderungen des Bevölkerungswachstums in Entwicklungsländern Schritt gehalten und ist vor allem in benachteiligten Regionen bis heute problematisch. Damit gestaltet sich der Zugang zum formellen Arbeitsmarkt für einen Großteil der einkommensschwächeren Bevölkerung schwierig und kostspielig. Sie werden auf diese Weise diskriminiert, sind nicht über reguläre Jobangebote informiert und haben kaum Anreize, zu formellen Arbeitsplätzen zu pendeln. Als Folge unzureichender Verkehrsanbindung nimmt die Informalität zu. Eine gut konzipierte Verkehrspolitik kann dem entgegenwirken.

Verkehrsinfrastruktur: Fast doppelt so häufige Nutzung durch Wohlhabendere (São Paulo)

Wichtige Resultate

Pro

Verbesserungen der öffentlichen Verkehrsangebote können Informalität verringern.

Eine ausgeweitete Verkehrsinfrastruktur sorgt auch dafür, dass Informationen über Beschäftigungsmöglichkeiten leichter zugänglich werden.

Geringere Verkehrsausgaben können einkommensschwächere Gruppen dazu veranlassen, lokale informelle Arbeit zugunsten weiter entfernter regulärer Jobs aufzugeben.

Verringerte Transportkosten sorgen für Lohnzuwächse und können somit die Schaffung regulärer Arbeitsplätze begünstigen.

Contra

Verkehrssubventionen können sich auf Arbeitslose und informell Erwerbstätige anders auswirken, vor allem dann, wenn Informalität eine attraktive Alternative darstellt.

Die Wirkungsmechanismen, die aus limitierter Verkehrsinfrastruktur mehr Informalität entstehen lassen, sind noch nicht eindeutig erforscht.

Die Gestaltung geeigneter Verkehrspolitiken erfordert mehr Informationen über die Pendelbereitschaft von informell Erwerbstätigen.

Im Rahmen der Bewertung sozioökonomischer Effekte von Verkehrsprojekten muss auch deren Wirkung auf die Arbeitsplatzwahl evaluiert werden.

Kernbotschaft des Autors

Die Bereitstellung einer ausgewogeneren Verkehrsinfrastruktur kann die Ungleichheit in den urbanen Zentren von Entwicklungsländern verringern, indem sie die Arbeitsplatz-Wahlmöglichkeiten vergrößert und auch Einkommensschwächeren die Möglichkeit gibt, in weiter entfernte reguläre Jobs zu wechseln. Da die Effekte gezielt auf Ärmere gerichteter Transportsubventionen nicht eindeutig sind, sollten die Verkehrsangebote flächendeckend ein Minimum an Verfügbarkeit und Qualität bieten. Entsprechende Strategien zu entwickeln, ist insbesondere für Städte mit großem Nachholbedarf und knappen Ressourcen wichtig.

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