Relevanz des Themas
Die kausale Wirkung von Zuwanderung auf die Jobaussichten einheimischer Arbeitskräfte zählt zu den Kernthemen der Migrationsforschung. Da Migranten im Normalfall selbst entscheiden, ob und wohin sie einwandern, weisen Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund in der Regel nicht die Merkmale einer Zufallsstichprobe auf. Anders verhält es sich bei plötzlichen Zuwanderungsströmen nach unerwarteten Ereignissen wie Bürgerkriegen und Naturkatastrophen, bei denen individuelle Merkmale und Präferenzen für die Wanderungsentscheidungen eine geringe Rolle spielen. Solche „natürlichen Experimente“ liefern Hinweise darauf, dass die Beschäftigung einheimischer Arbeitskräfte leicht zurückgeht, nicht aber das Lohnniveau.
Wichtige Resultate
Pro
Flüchtlingsströme sind in der Regel nicht durch persönliche Präferenzen hinsichtlich Wohnort und Beschäftigung motiviert.
Durch Flüchtlingsströme kommen Einwanderer in großer Zahl innerhalb kurzer Zeit.
Die Flüchtlingsunterbringung im Aufnahmeland wird in der Regel staatlich organisiert und richtet sich nach dem Sicherheitsbedarf sowie logistischen und sozialen Belangen.
Aus Sicht des Aufnahmelandes sind Flüchtlingsströme meist unerwartete Ereignisse, sogenannte „Einwanderungsschocks“.
Contra
Flüchtlingszuströme in bestimmte Regionen können interne Migrationsbewegungen einheimischer Arbeitskräfte auslösen, was zu neuen Selektivitätsproblemen führt.
Das Qualifikationsprofil der Flüchtlinge beeinflusst deren Effekt auf einheimische Beschäftigung.
Die Aufnahmefähigkeit der lokalen Arbeitsmärkte hängt auch von der bestehenden Zuwandererstruktur im Land ab.
Längerfristig wird die Arbeitsmarktverteilung der Flüchtlingspopulation durch die relativen Verdienstaussichten unterschiedlicher Tätigkeiten mitbestimmt.