Relevanz des Themas
Die Migrationsströme in die Industriestaaten haben in den letzten Jahrzehnten auch deshalb zugenommen, weil mehr Länder Emigration zu verzeichnen haben. Umso wichtiger ist ein besseres Verständnis dafür, welche Rolle Sprache und Kultur in den individuellen Migrationsentscheidungen spielen. Die neuere Forschung zeigt, dass beide Faktoren bestehende Migrationsmuster oft besser erklären können als ökonomische Kennziffern wie Pro-Kopf-Einkommen und Arbeitslosigkeit in Herkunfts- und Zielländern. Unterschiede in Kultur und Sprache können gravierende Hindernisse schaffen, die der Ausschöpfung der ökonomischen Vorteile von internationaler Mobilität entgegenstehen.
Wichtige Resultate
Pro
Die Entscheidung für ein kulturell ähnliches Zielland steigert die Erträge des Humankapitals von Migranten und verbessert ihre Integrationschancen.
Die Existenz von Netzwerken mit gleicher Sprache und Kultur im Zielland ermutigt zur Migration und senkt deren Kosten.
Spracherwerb zahlt sich auch für temporäre Zuwanderer als Humankapitalinvestition aus.
Die Beherrschung großer Weltsprachen (insbesondere Englisch) bietet Migranten einen zusätzlichen Vorteil.
Historische Bindungen (etwa im Falle früherer Kolonialstaaten) reduzieren die Migrationskosten.
Contra
Mit der Entscheidung für ein kulturell-sprachlich näher stehendes Zielland bleiben potenziell bessere Chancen in anderen Ländern ungenutzt.
Der Selbstselektionseffekt verstärkt sich, wenn Migrations- und Einbürgerungsrichtlinien besonders strenge Sprachanforderungen stellen.
Sprachliche und kulturelle Enklaven im Zielland können den ökonomischen Ertrag für Zuwanderer verringern.
Kulturelle Enklaven können Migranten marginalisieren, indem sie die sozioökonomische Integration behindern.
Vorhandene Fremdsprachenkenntnisse und ihr Einfluss auf Migrationsentscheidungen lassen sich nur schwer messen.