Wie wirksam ist das Politikinstrument der allgemeinen Schulpflicht?

Eine längere gesetzliche Schulpflicht hat signifikante Wirkungen auf einzelne Zielgruppen, ist aber kostenaufwendig

University of Sydney, Australia, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Gesetzgeberische Eingriffe zur Anpassung der verpflichtenden Mindestschulzeit verfolgen in vielen Staaten das Ziel, benachteiligten Gruppen zu größerem Bildungserfolg zu verhelfen. Eine längere Schulpflicht sorgt in der Regel für bessere Arbeitsmarktergebnisse, etwa in Form einer höheren Entlohnung. Allerdings hängt die Wirksamkeit dieser Politikstrategie auch davon ab, wie sie die faktische Verteilung der Schuljahre und mögliche positive Begleitwirkungen beeinflusst. Forschungsergebnisse zeigen, dass ein Ausbau der Schulpflicht auch wertvolle intergenerationale Effekte haben und helfen kann, dem Risiko der Übertragung von Armut auf die nächste Generation entgegenzuwirken.

Schulabschlussalter vor und nach
                        Schulpflicht-Reform (England und Wales)

Wichtige Resultate

Pro

Eine gesetzlich verlängerte Schulpflicht reduziert den entgangenen Nutzen einer selbst sonst nicht gewählten längeren Schullaufbahn (Opportunitätskosten).

Eine Veränderung der Schulpflicht liefert ein wichtiges Instrument, um den ökonomischen Nutzen von (längerer) Schulbildung zu bewerten.

Kinder, deren Eltern aufgrund von Reformen länger schulpflichtig waren, können in ihrer Bildungskarriere davon profitieren.

Schulpflichtreformen haben auch indirekte positive Wirkungen, etwa in Form geringerer Kriminalitätsraten und besserer psychischer Gesundheit.

Contra

Reformen der Schulpflicht sind in ihrer praktischen Umsetzung kostenaufwendig.

Die internationale Forschung zeigt überwiegend, dass sich der positive Effekt der Schulpflicht auf besonders benachteiligte Schüler konzentriert.

Positive Effekte treten am deutlichsten ein, wenn eine Schulpflichtreform mit einem Qualifizierungsniveau verküpft ist – dies erschwert allerdings den Vergleich.

Es gibt kaum Belege dafür, dass sich die Schulpflicht auch auf die körperliche Gesundheit und Sterblichkeitsrate auswirkt.

Kernbotschaft des Autors

Maßnahmen zur Verlängerung der Schulpflicht wollen das Bildungsniveau von Schülern anheben, die sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit die Schule vorzeitig verlassen würden. Wird damit eine größere Zielgruppe wirksam erreicht, führt dies mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einem Anstieg des durchschnittlichen Schulbildungsniveaus der Bevölkerung. Der ökonomische Nutzen drückt sich in Form höherer Löhne aus, kann aber im Rahmen intergenerationaler Effekte auch Kinder von länger schulpflichtigen Eltern begünstigen. Darüber hinaus können positive Wirkungen in Form von geringerer Kriminalität, mehr Finanzwissen und verbesserter psychischer Gesundheit eintreten.

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