Ethnische Netzwerke und Standortwahl von Migranten

Ethnisches Kapital in Zuwanderer-Netzwerken führt zu intensiverer ökonomischer Aktivität

University of Auckland, New Zealand, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

Immigranten können aufgrund fehlender Information über lokale Arbeitsmärkte, begrenzter Sprachkenntnisse und mangelnder Vertrautheit mit örtlichen Gegebenheiten zunächst vor einigen Schwierigkeiten stehen, sich ökonomisch zu integrieren. Die Ansiedlung in einer Region, in der soziale und wirtschaftliche Netzwerke auf der Grundlage gemeinsamer kultureller oder sprachlicher Faktoren („ethnisches Kapital“) existieren, stellt eine wirksame Integrationsstrategie dar. Da die Migration in andere Kulturkreise international zunimmt, sollten ethnische Netzwerke bei der Gestaltung von Zuwandererauswahl, Sprachanforderungen und regionaler Wirtschaftspolitik stärker berücksichtigt werden.

Im Ausland geborene Migranten nutzen Netzwerke stärker
      bei Jobsuche und Firmengründung

Wichtige Resultate

Pro

Immigranten berücksichtigen bei ihrer Standortentscheidung die Existenz ethnischer oder kultureller Netzwerke.

Ethnische Enklaven verringern die Informationskosten, unterstützen Migranten mit geringen Kenntnissen der Landessprache und bieten Beschäftigungsmöglichkeiten in von Zuwanderern geführten Unternehmen.

Ethnische Netzwerke sind insbesondere für Migranten mit sehr großem Kulturunterschied zum Aufnahmeland von Vorteil.

Ethnische Netzwerke bieten finanzielle Ressourcen und unternehmerische Chancen für spezialisierte Produkte und Dienstleistungen in einem sicheren Markt.

Ethnisches Kapital und überlegte Wohnortwahl können Immigranten helfen, sich auf dem Arbeitsmarkt zu integrieren.

Contra

Gesicherte ethnische Arbeitsplätze und Märkte können die soziale Integration beeinträchtigen und den Spracherwerb verlangsamen.

Bei Immigranten mit geringen Sprachkenntnissen besteht das Risiko, in gering entlohnter ethnischer Erwerbstätigkeit „gefangen“ zu bleiben.

Politiken, die eine Ansiedlung in Regionen abseits bestehender ethnischer Enklaven begünstigen, können neue ethnische Netzwerke schaffen; ihre Wirkung bleibt jedoch begrenzt, wenn eine erneute Übersiedlung in größere Enklaven stattfindet.

Eine Zuwanderungspolitik mit angemessenen Sprachanforderungen erleichtert die wirtschaftliche und soziale Integration.

Kernbotschaft des Autors

Ethnische Enklaven erleichtern die ökonomische Integration von Neuzuwanderern, indem sie soziale Netzwerke und wirtschaftliche Ressourcen bereitstellen. Forschungsergebnisse zeigen, dass so in einem spezialisierten ethnischen Markt zusätzliche Chancen für Beschäftigung und Unternehmertum entstehen. Eine aktiv auswählende Zuwanderungspolitik, die qualifikatorische und unternehmerische Kriterien ebenso wie Sprachanforderungen und Herkunftsländer-Vielfalt vorgibt, stärkt damit auch die ethnischen Gemeinschaften. Sie führt zu größerer ökonomischer Aktivität und langfristig besserer wirtschaftlicher und sozialer Integration.

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