Relevanz des Themas
Private Spenden für wohltätige Zwecke spielen in den meisten Volkswirtschaften eine wichtige Rolle. Auch im Wohlfahrtsstaat opfern viele Menschen Zeit und Geld für das Gemeinwohl. Aus politischer Sicht wird bisweilen befürchtet, dass eine Ausweitung staatlicher Leistungen die private Hilfsbereitschaft verringern könnte. Käme es zu vollständiger Verdrängung, würde jeder staatlich investierte Euro die private Spendenbereitschaft im gleichen Maße reduzieren, so dass das Gesamtwohlfahrtsniveau unverändert bliebe. Je nach Ausmaß des Verdrängungseffektes wären die öffentlichen Leistungen mit versteckten Kosten und potenziell erheblichen Auswirkungen auf das Gemeinwohl verbunden.
Wichtige Resultate
Pro
Wenn für die Menschen nur das Gesamtwohlfahrtsniveau zählt, werden sie staatliche Leistungen als „perfektes Substitut“ für ihre privaten Spenden ansehen.
Laborexperimente deuten darauf hin, dass steuerfinanzierte Leistungen private Beiträge zum Gemeinwohl weitgehend verdrängen.
Selbst bei geringer Verdrängung kann ein Rückgang der privaten Wohltätigkeit negative Auswirkungen haben.
Contra
Die private Spendenbereitschaft hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, darunter auch der Wunsch nach Respekt und sozialem Prestige oder der direkte Nutzen aus dem Akt des Gebens.
Außerhalb von Laborumgebungen fehlen empirische Belege, dass staatliche Leistungen das individuelle Wohltätigkeitsverhalten weitgehend verdrängen.
Studien mit Daten von Wohltätigkeitsorganisationen sowie regionale und Ländervergleiche zu privaten und öffentlichen Ausgaben finden kaum Verdrängungseffekte („Crowding-out“), sondern zum Teil sogar Verstärkungseffekte („Crowding-in“).