Führt der Arbeitsmarkteintritt in Krisenzeiten zu dauerhaften Einbußen?

Einbußen können zehn Jahre oder länger anhalten, insbesondere bei Hochschulabsolventen und auf rigiden Arbeitsmärkten

Ghent University, Belgium, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

In der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008-2009 stieg die Jugendarbeitslosigkeit dramatisch. Was bedeutet das langfristig für die Arbeitsmarktchancen der Jugendlichen? Bleiben Krisenjahrgänge dauerhaft gegenüber anderen Jahrgängen benachteiligt? Unterscheiden sich die Langzeitfolgen je nach Bildungsstand? Wenn Rezessionen zu dauerhaften Einbußen führen, erscheinen höhere Staatsausgaben zur Stabilisierung der Wirtschaft gerechtfertigt. Befunde aus verschiedenen Ländern zeigen, dass rigide Arbeitsmärkte zur Verfestigung der beobachteten Nachteile beitragen.

Ein Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit
                        wirkt bei hohem Kündigungsschutz lange nach

Wichtige Resultate

Pro

Hochqualifizierte Jugendliche, die in Krisenzeiten ihren Abschluss machen, verzeichnen geringe, aber dauerhafte Einkommenseinbußen.

Insbesondere auf rigiden Arbeitsmärkten bleiben hochqualifizierte Jugendliche häufig in einfachen Jobs gefangen.

Strikter Kündigungsschutz und andere Flexibilitätshemmnisse führen zu mehr Arbeitslosigkeit und verfestigen die Einkommensnachteile.

Geringer Kündigungsschütz für befristete Verträge und hoher Schutz für reguläre Beschäftigung fördern Arbeitslosigkeit und häufige Wechsel zwischen Kurzzeit-Jobs.

Contra

Geringqualifizierte Jugendliche müssen bei Arbeitsmarkteintritt in Krisenzeiten mit hohen Einbußen rechnen, die jedoch von relativ kurzer Dauer sind.

Hochqualifizierte Berufseinsteiger der Krisenjahrgänge können langfristig aufholen, wenn der Arbeitsmarkt ausreichend flexibel ist.

Ein hoher Mindestlohn schützt Geringqualifizierte vor Lohnnachteilen, während andere Arbeitnehmerschutzmaßnahmen direkte Negativeffekte auf Beschäftigung und Arbeitsstunden dämpfen.

Hochschulabsolventen sind unabhängig von der Arbeitsmarktflexibilität weniger stark von Einbußen bei Beschäftigung und Arbeitsstunden betroffen.

Kernbotschaft des Autors

Auf flexiblen Arbeitsmärkten müssen geringqualifizierte Berufseinsteiger in Krisenzeiten mit Einbußen rechnen, die jedoch von kurzer Dauer sind. Hochqualifizierte Jugendliche haben geringere, aber längerfristige Nachteile. Nach etwa zehn Jahren haben Krisenjahrgänge zu anderen Jahrgängen aufgeschlossen. Auf rigiden Arbeitsmärkten sind geringqualifizierte Arbeitnehmer zwar kurzfristig besser geschützt, doch die Krisenjahrgänge können ihre Einkommenseinbußen unabhängig vom Bildungsniveau auch langfristig nicht kompensieren. Eine stabilisierende Wirtschaftspolitik sollte zusätzlich darauf abzielen, mehr Arbeitsmarktflexibilität mit Arbeitsplatzsicherheit zu vereinbaren.

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