Profitieren Unternehmer in Entwicklungsländern von Familien- und Verwandtschaftsnetzwerken?

Netzwerke können neben Vorteilen auch negative Auswirkungen haben

Institute of Research for Development (IRD–DIAL), France, French Institute of Pondicherry (IFP), India, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

In Entwicklungsländern kommt Familien- und Verwandtschaftsnetzwerken eine große Bedeutung zu, wenn es um das Finden eines Arbeitsplatzes oder eine selbstständige Existenzgründung geht. Mit welcher Motivation und Intensität diese Netzwerkbeziehungen genutzt werden und inwieweit sie sich positiv oder negativ auf den unternehmerischen Erfolg auswirken, wird inzwischen intensiv erforscht. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Mechanismen effizienter informeller Netzwerke auf Politikmaßnahmen übertragen werden sollten, um innovative Unterstützungsformen für gefährdete, mit schwacher Vernetzung operierende Unternehmer zu entwickeln.

Die meisten jungen Beschäftigten in Städten Westafrikas finden ihren Job durch Beziehungen

Wichtige Resultate

Pro

Verwandtschaftsnetzwerke können für Unternehmer in Entwicklungsländern wichtige Lern-Spillovers erzeugen.

Netzwerkbeziehungen können Unsicherheiten in Bezug auf Marktchancen, Zuverlässigkeit von Geschäftspartnern und Produktivität von Beschäftigten verringern; Familienarbeit erfordert weniger Kontrolle durch den Unternehmer.

Risikoteilung und informelle Kreditvereinbarungen können durch Familiennetzwerke verbessert werden.

Familiäre Netzwerke können helfen, Transaktionskosten zu reduzieren.

Netzwerke können Innovationen und die Erträge der Produktionsfaktoren steigern.

Contra

Familiennetzwerke können Ineffizienzen erzeugen, falls ein Unternehmer nicht in der Lage oder willens ist, betriebliche Entscheidungen gegen den Einfluss von Angehörigen durchzusetzen.

Familienarbeit ist oft weniger produktiv als reguläre Lohnarbeit.

Die Wirkung endogener sozialer Interaktionen in Familiennetzwerken auf den Unternehmenserfolg lässt sich nur schwer messen.

Die Auswirkungen von Familien- und Verwandtschaftsnetzwerken auf den Unternehmenserfolg sind sehr heterogen; eine solide Analyse setzt ausgefeilte Forschungs- und Datenerhebungskonzepte voraus.

Kernbotschaft des Autors

Unternehmerisches Verhalten und betrieblicher Erfolg werden in Entwicklungsländern oft von Verwandtschaftsnetzwerken beeinflusst. Familiäre Netzwerke bieten Vorteile durch Lernen, Komplementarität, Risikoteilung und niedrigere Transaktionskosten, doch die Unternehmensleistung kann darunter leiden, dass Netzwerknormen die Unterstützung von Familienmitgliedern einfordern. Positive Netzwerkeffekte können unternehmerischen Fehlentscheidungen vorbeugen, müssen aber oft auch Institutionenversagen kompensieren. Die Politik sollte an dieser Stelle mit Maßnahmen wie Kranken- und Arbeitslosenversicherung sowie verbessertem Kreditzugang ansetzen.

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