Relevanz des Themas
Ein hohes Maß an wirtschaftlicher Ungleichheit kann zu geringerem Wirtschaftswachstum führen und negative soziale und politische Auswirkungen haben. Jüngste empirische Untersuchungen zeigen, dass die Einkommens- und Vermögensungleichheit in Osteuropa seit dem Zusammenbruch des Sozialismus deutlich stärker zugenommen hat als bisher angenommen. Gegenwärtig liegt die Kennziffer (Gini-Index) der Ungleichheit in Osteuropa etwa 3 Prozentpunkte höher als im übrigen Europa. Dieser Anstieg der Ungleichheit wurde zunächst durch Privatisierung, Liberalisierung und Deregulierung vorangetrieben. Zuletzt hat er sich im Gefolge von technologischem Wandel und Globalisierung in Verbindung mit einer unvorteilhaften Einkommens- und Vermögensumverteilung noch verstärkt.
Wichtige Resultate
Pro
Die Einkommensungleichheit hat in Osteuropa während des Übergangs zur Marktwirtschaft radikal zugenommen.
Werden zur Messung der Ungleichheit Steuerdaten mit einer besseren Erfassung der Spitzeneinkommen herangezogen, fällt dieser Anstieg noch gravierender aus.
Zu den wichtigsten Determinanten der zunehmenden Einkommensungleichheit gehören Marktreformen, der Zuwachs des Privatkapitals und eine relativ geringe Einkommensumverteilung.
Die Vermögensungleichheit in einigen osteuropäischen Ländern gehört zu den höchsten in Europa.
Contra
Daten zur Einkommens- und Vermögensverteilung in Osteuropa sind unvollständig und liefern nur unsichere Schätzungen der Ungleichheit.
Haushaltserhebungen deuten darauf hin, dass die Einkommensungleichheit in Osteuropa insgesamt nahe am EU-Durchschnitt liegt.
Die Vermögensungleichheit hat in allen ehemals kommunistischen Ländern zugenommen, ist aber im Durchschnitt geringer als in anderen europäischen Ländern.
Die Einkommensumverteilung in Osteuropa scheint sich langsam dem westeuropäischen Niveau anzunähern.