Relevanz des Themas
Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Tarifverträgen in Entwicklungsländern lassen sich nur durch empirische Forschung klar belegen. So haben aktuelle Studien für einige lateinamerikanische Länder untersucht, ob Tarifverhandlungen auf Branchen- oder Unternehmensebene für das Produktivitätswachstum vorteilhafter sind. Zwar lassen sich die Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Arbeitsmarktinstitutionen und Tarifabdeckung nicht verallgemeinern, doch spricht einiges dafür, dass Regelungen auf Betriebsebene eher produktivitätsfördernd wirken, während manche Branchentarifverträge die Produktivität hemmen.
Wichtige Resultate
Pro
Lateinamerika bietet sich aufgrund vergangener Arbeitsmarktreformen besonders an, um die ökonomischen Effekte von Tarifabschlüssen zu erforschen.
Höhe und Geltungsbereich der Tarifvereinbarungen wirken sich entscheidend auf deren Produktivitätswirkung aus.
Im Allgemeinen steigern Betriebsvereinbarungen in Entwicklungsländern die Produktivität.
In manchen Entwicklungsländern hat sich die Tarifpraxis im Zeitverlauf kaum geändert, wobei es gewisse Tendenzen zur Dezentralisierung gibt.
Contra
Da sich Arbeitsmarktinstitutionen, wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Tarifabdeckung je nach Land deutlich unterscheiden, ist eine allgemeingültige Aussage schwierig.
Betriebsvereinbarungen können die Produktivität bremsen, wenn sie die Flexibilität des Managements bei Marktveränderungen einschränken.
Eine schwache Arbeitgebervertretung kann sich auf den Geltungsbereich und das Ergebnis von Tarifverhandlungen auswirken.
Der Lohneffekt von Tarifverhandlungen ist empirisch umfassender belegt als der Produktivitätseffekt.