Warum nimmt Teilzeitbeschäftigung in Rezessionszeiten zu?

Vor allem in Wirtschaftskrisen werden Vollzeitarbeitsplätze oft in Teilzeitjobs umgewandelt

Copenhagen Business School, Denmark, and IZA, Germany

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Relevanz des Themas

In konjunkturellen Abschwungphasen nimmt der Anteil von Teilzeitbeschäftigten unter allen Erwerbstätigen stark zu. Dieses Phänomen ist nur teilweise dadurch zu erklären, dass Teilzeitstellen in weniger konjunkturabhängigen Wirtschaftsbereichen stärker verbreitet sind und ein Stellenabbau in anderen Sektoren somit zu diesem statistischen Effekt führt. Wie die Forschung zeigt, kommt die Zunahme der Teilzeitarbeit hauptsächlich durch die Verringerung der Arbeitszeit von bestehenden Jobs zustande.

Anstieg von Arbeitslosigkeit und
                        unfreiwilliger Teilzeitarbeit während der Großen Rezession

Wichtige Resultate

Pro

Zyklische Schwankungen der Teilzeitbeschäftigung ergeben sich überwiegend aus einem Wechsel von oder zu Teilzeit- bzw. Vollzeitbeschäftigung innerhalb eines Unternehmens.

Da unfreiwillig Teilzeitbeschäftigte häufiger als Arbeitslose rasch zu Vollzeitstunden zurückkehren, sind die Konsumauswirkungen eher gering.

Während der letzten Weltwirtschaftskrise machte in den USA und Großbritannien der Anstieg des Anteils teilzeitbeschäftigter Arbeitnehmer den Großteil des Rückgangs der durchschnittlichen Pro-Kopf-Arbeitsstunden aus, der auch in der anschließenden Erholungsphase angehalten hat.

Contra

Die rezessionsbedingte Zunahme von Teilzeitbeschäftigung ist meist unfreiwilliger Natur, weil es die Unternehmenssituation erfordert oder Beschäftigte zu dieser Zeit keinen Vollzeitjob finden.

Der Übergang in Teilzeitbeschäftigung führt zu einem erheblichen Einkommensrückgang.

In den USA und Großbritannien verharrt der Anteil unfreiwilliger Teilzeitarbeit auch Jahre nach Überwindung der Großen Rezession noch über dem Vorkrisenniveau; die Ursachen sind noch nicht ausreichend erforscht.

Kernbotschaft des Autors

Teilzeitarbeit wird oft mit Arbeitsplätzen geringer Qualität gleichgesetzt. Nimmt die Verbreitung von Teilzeitjobs im Verlauf von Konjunkturkrisen zu, geschieht das meist unfreiwillig. Eine generelle Verringerung der Arbeitsplatzqualität durch eine Verlagerung von „guter“ Vollzeitarbeit zu „schlechter“ Teilzeitarbeit lässt sich dennoch nicht feststellen. Meist geht die Zunahme von Teilzeitbeschäftigung auf krisenbedingte Arbeitszeitreduzierungen von bestehenden Jobs zurück. Da viele Teilzeitbeschäftigte nach Überwindung einer Rezession schnell zu Vollzeitstunden zurückkehren, sollte die Arbeitslosigkeit in Rezessionen weiterhin im Mittelpunkt politischer Maßnahmen stehen.

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